Beilngries
Verlorene Lebensräume

Spezielle Wanderung zum Jubiläum des Main-Donau-Kanals führt ins Ottmaringer Tal

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr

Verlorenes Paradies: Trotz Dichtwand ist das Moor im Ottmaringer Tal durch den Kanalbau ausgetrocknet. Hubert Stockmeier, Vorsitzender der Beilngrieser Ortsgruppe des Bunds Naturschutz, konnte die einstigen Naturschönheiten nur noch anhand eindrucksvoller Fotos von Karl Westermeier präsentieren. - Foto: Nikolaus Rieger

Beilngries (DK) Die verlorengegangenen Moor-Lebensräume im Ottmaringer Tal sind Ziel einer besonderen Wanderung gewesen. Aus Anlass des 25. Eröffnungsjubiläums des Main-Donau-Kanals war diese vom Beilngrieser Touristikbüro in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz organisiert worden.

Wenig einladend präsentierte sich allerdings das Wetter. Wiederholte Regenschauer dürften wohl auch der Grund dafür gewesen sein, dass sich nur eine überschaubare Gruppe zur naturkundlichen Wanderung am Startpunkt eingefunden hatte. Dem Informationsgehalt dieses Rundganges um das einstige Moorgebiet tat die geringe Teilnehmerzahl aber keinen Abbruch.

Geführt wurde die Exkursion vom Vorsitzenden der Beilngrieser Bund-Naturschutz-Ortsgruppe, Hubert Stockmeier. "Oberflächlich betrachtet erscheint die Landschaft im Altmühltal heute als intakt. Aber nur wer die ursprüngliche Schönheit und ökologische Hochwertigkeit nicht gekannt hat, mag den jetzigen Zustand als gelungen empfinden", betonte Stockmeier zu Beginn. Mit Aufnahmen des bekannten Beilngrieser Fotografen Karl Westermeier, die auch viele Vorher-Nachher-Abbildungen enthielten, konnte er dies vor allem für den Bereich des Ottmaringer Tales eindrucksvoll verdeutlichen.

Dieser sensible Bereich war einer der umstrittensten Bauabschnitte der modernen Schifffahrtsstraße. Jahrzehntelang stemmten sich Naturschützer gegen die zu erwartende Zerstörung nicht ersetzbarer Feuchtbiotope und Moorlebensräume. Der Protest bewirkte zumindest ein Umdenken, so dass 1972 ein landschaftspflegerischer Begleitplan für das Sulz- und Altmühltal erstellt wurde. Ziel war, Eingriffe zu reduzieren und Ausgleichsmaßnahmen verbindlich festzulegen. Die tiefgehenden Eingriffe in den Talgrund und den Grundwasserkörper, mit der Folge drastischer Lebensraumverluste für gefährdete Tier- und Pflanzenarten, konnte nach Einschätzung der Naturschützer letztlich aber nicht entscheidend verhindert werden.

Nach Erhebungen des Bunds Naturschutz sind beim Kanalbau etwa 600 Hektar schutzwürdige Feuchtgebiete und besonders wertvolle Flächen im Sulztal, Ottmaringer Tal und Altmühltal zerstört oder geschädigt worden. Dass dies auch beim Moor im Ottmaringer Tal passiert ist, konnten die Exkursionsteilnehmer deutlich wahrnehmen. Trotz einer aufwendigen und kostenintensiven Dichtwand - diese hätte den Moorkörper vor Austrocknung schützen sollen - sind heute nur noch trockene Wiesen und weitläufiger Strauchbewuchs zu sehen. Die einstige Artenvielfalt und Schönheit ist für immer verloren gegangen. So hat sich auch 25 Jahre nach Eröffnung des Kanals die ablehnende Haltung des Bunds Naturschutz zu diesem Großprojekt nicht geändert.

Immer noch sieht man die Ausgleichsmaßnahmen als vollkommen hinter den Erwartungen der Planer zurückgeblieben, so dass BN-Gesamtvorsitzender Hubert Weigert zur Feststellung kommt, der Kanal stehe beispielhaft für ein unsinniges und naturzerstörendes Prestigeprojekt der damaligen Bundes- und bayerischen Staatsregierung, deren politischer Traum zum ökologisch-ökonomischen Alptraum geworden sei. Als Konsequenz daraus fordern die Naturschützer, künftig auf flächenfressende Prestigeprojekte zu verzichten und endlich mit dem Flächensparen zu beginnen.