Amstetten
Am Ziel

Der Zeller Christoph Öttl krönt seine Karriere mit dem Weltmeistertitel im Mannschaftsspiel

05.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Ganz oben: Die deutsche Eisstock-Nationalmannschaft mit ihrem Dietfurter Kapitän Christoph Öttl (oberes Podest, ganz rechts) hat sich am Samstag im Mannschaftsspiel bei der Weltmeisterschaft vor Gastgeber Österreich (links) und Italien den Titel geholt. - Fotos: Deutscher Eisstock-Verband

Amstetten (EK) Es ist vollbracht: Der Zeller Stockschütze Christoph Öttl hat bei der Eisstock-Weltmeisterschaft im österreichischen Amstetten seine große Medaillensammlung vervollständigt. Im Mannschaftsspiel holte sich das Team Deutschland mit Kapitän Öttl die Goldmedaille.

Er ist am Ziel: 27 Podestplätze sammelte der Dietfurter Ausnahme-Stockschütze Christoph Öttl im Laufe seiner langen internationalen Karriere bereits. Der Weltmeistertitel war ihm bislang allerdings noch nicht vergönnt - bis zum Samstag. Da nämlich setzte sich die deutsche Nationalmannschaft im Mannschaftsspiel im großen Finale überraschend klar mit 4:0 gegen Gastgeber Österreich durch und krönte so eine überragende Weltmeisterschaft mit der Goldmedaille. "Wenn ich an diesen Moment denke, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut", beschrieb der 34-Jährige gestern Nachmittag seine Gefühlslage.

Die Stimmung in der ausverkauften Arena in Amstetten sei der absolute Wahnsinn gewesen. Für das Finale bauten die Veranstalter sogar noch Zusatztribünen auf. Öttl schätzt, dass das entscheidende Duell zwischen Österreich und Deutschland - der Klassiker im internationalen Eisstocksport - etwa 2500 Zuschauer in der Halle verfolgt haben, darunter rund 1000 Deutsche. "Das habe ich in dieser Form so noch nie erlebt", machte der deutsche Teamkapitän im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.

Öttl und seine Mitspieler zeigten in Amstetten über die ganze vergangene Woche hinweg eine nahezu makellose Vorstellung. Bereits nach der Vorrunde am Dienstag und nach der Zwischenrunde am Donnerstag lagen Deutschland und Kapitän Öttl ganz vorne - jeweils knapp vor Österreich. "Das war von uns durch die Bank hervorragend. Jeder einzelne Spieler hat eine Wahnsinns-Leistung gezeigt. Wir haben uns den Titel wirklich verdient", zeigte sich Spielführer Öttl rundum zufrieden.

Der 34-Jährige, der im Verein für den SC Zell an den Start geht, hatte schon vor dem Turnier ein gutes Gefühl gehabt - zurecht, wie sich nun herausstellte. Als man dann am Finaltag nach der Qualifikationsrunde erneut vor Österreich landete (Dritter wurde Italien, Vierter Brasilien), machten sich Öttl und seine Teamkameraden endgültig Hoffnung auf den ganz großen Coup. Dass das Finale dann aber eine solch deutliche Angelegenheit werden würde (4:0 Spiel-Punkte, 33:11 Stockpunkte), war in dieser Form nicht zu erwarten. "Die Österreicher haben überraschend Nerven gezeigt. Vielleicht waren sie von der Kulisse beeindruckt", vermutete Öttl. Beim deutschen Team um Öttl, Matthias Peischer, Andreas Greil, Martin Kamml und Manuel Schmid war dagegen auch im großen Finale kein Nervenflattern und kein Leistungsabfall erkennbar, sodass es schließlich zum souveränen Sieg und dem Titelgewinn reichte.

Dazu, dass seine Mitspieler auch im "Hexenkessel von Amstetten" im entscheidenden Moment die Ruhe behielten, dürfte auch Kapitän Öttl beigetragen haben. In dieser Rolle hat er es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Spieler noch einmal "kurz ins Gebet zu nehmen", bevor es auf die Eisfläche geht. Dabei erinnert Öttl seine Kollegen an die ganz grundsätzlichen Dinge ("die Bewegung soll dynamisch und gleichmäßig sein"). Gerade in einer solch hitzigen Atmosphäre wie im Finale könne es, so Öttl, eben schnell zu Leichtsinnsfehlern kommen.

Den Titelgewinn zelebrierten Öttl und Kollegen am Samstagabend natürlich in angemessener Form. Öttl dazu: "Wir haben gefeiert, damit ist alles zusammengefasst." Seit gestern Nachmittag befindet sich der frischgebackene Weltmeister wieder in heimischen Gefilden. Sein Handy klingelt seit Samstagabend quasi durchgängig: "Es ist Wahnsinn, wie viele Leute mir gratulieren, das ist eine ganze andere Hausnummer als zum Beispiel beim EM-Titel". Und auch die Zeller haben sich nicht lumpen lassen und am Sonntag Abend kurzerhand einen stattlichen Empfang auf die Beine gestellt. Öttl selbst gönnte sich am Montag noch einen freien Tag mit der Familie, bevor er heute versuchen wird, in den Alltag zurückzukehren.

Leicht wird das nicht, glaubt er: "Nach so einer Woche, da brauchst du erst einmal ein paar Tage, bis du wieder normal bist."