Leising
Tiefe Narben in der Landschaft

Beilngrieser Naturschützer informieren zum Kanaljubiläum über das Ottmaringer Moor und die Ausgleichsflächen

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Mit den Teilnehmern ging es tief in die Natur. −Foto: Anton Patzelt

Leising (DK) Der Verlust der Feuchtlebensräume des Ottmaringer Moores musste beim Bau des Main-Donau-Kanals ausgeglichen werden.

Nachdenklich und mit reichlich Wehmut erinnerte Stockmeier beim Start der Führung an der Leisinger Altmühlbrücke an das Ottmaringer Moor. "Das Ottmaringer Tal war eines der schutzwürdigsten Täler der südlichen Frankenalb. Ein kleinflächiger Wechsel von Nass- und Feuchtwiesen, zusammenhängenden Niedermoorkomplexen mit Röhricht und Großseggenbeständen, Weiden und Erlengehölzen und dem altem, weitgehend verschilften Ludwigskanal machten es zu einem Naturschutz-Kleinod ersten Ranges", so Stockmeier. Der extreme Feuchtigkeitswechsel auf kleinstem Raum von den Halbtrockenrasen der Südhänge und den großflächigen Feuchtgebieten im Talgrund habe zu einem außergewöhnlichen Artenreichtum geführt. Laut Stockmeier zeigten sich unter anderem seltenste Vogelarten wie Sumpfohreule, Bekassine, Wiesenpieper, Braunkehlchen oder Eisvogel.

Mit dem aufwändigen Einbau einer zwölf Millionen Mark teuren Dichtwand zwischen dem verbleibenden Moorkörper und dem tiefer liegenden Kanal sollte die Dränierung des Ottmaringer Moores bereits beim Bau des Main-Donau-Kanals verhindert werden. "Der prognostizierte Erfolg blieb aus. Das Moor entwässerte und trocknete aus. Die moortypischen Lebensbedingungen im Ottmaringer Moor gingen unwiederbringlich verloren", blickte Stockmeier zurück. Mit dem Trockenfallen und der Mineralisation der Moorböden verschwanden in den Wiesen seltene Niedermoorarten wie Natternzunge und Breitblättriges Knabenkraut.

"Nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz müssen derartige Eingriffe in Natur und Landschaft vermieden oder kompensiert werden. Da ein Torfkörper an anderer Stelle nicht mehr wiederherzustellen ist, wurden als Kompensation rund 30 Hektar zusammenhängende Feuchtflächen und Extensivwiesen im Altmühltal zwischen Beilngries und Kottingwörth geschaffen", erläuterte Beck.

Das Projekt "Kompensation Ottmaringer Moor" startete, um Lebensraumtypen, die durch den Eingriff besonders betroffen waren, zu entwickeln und neu zu schaffen. Im Fokus standen deshalb Biotope und Artengemeinschaften, die an feuchte Standorte gebunden sind - Feuchtgrünland, Röhrichte, nasse Hochstaudenfluren, Seggenbestände, Fließgewässer, Schwimmblatt- und Laichblattgesellschaften.

Laut Stockmeier besteht auch die Verpflichtung, die durch einen landschaftlichen Begleitplan festgelegten Ersatzmaßnahmen zu bilanzieren. "Wie schwierig dies für diesen Bereich ist, zeigt die Tatsache, dass bis heute keine abgeschlossene Einzelbilanz vorliegt. Es gibt sie für die Haltungen Riedenburg, Dietfurt und Berching. Dies zeigt die besondere ökologische Wertigkeit des Ottmaringer Tales. Deshalb fehlt nach 25 Jahren eine ökologische Gesamtbilanz", stellte Stockmeier kritisch fest. Auftraggeber für die Planungen zur Kompensation des Ottmaringer und Kevenhüller Moores war die Stadt Beilngries in Kooperation mit der Regierung von Oberbayern. Durchgeführt wurden sie vom Team 4 aus Nürnberg. Heute liegt die Betreuung bei der Unteren Naturschutzbehörde in Eichstätt. Laut dem Vorsitzenden der Beilngrieser Naturschützer sei es äußerst schwierig, Feucht- und Moorflächen in einem "trockenen Wiesengrund" auszugleichen. Geschaffen wurden zwei neue Oberflächengewässer, ein mit der Altmühl verbundener Mäander sowie periodisch geflutete Wiesen mit jeweiliger Verbindung zur Altmühl, die zugleich als Retentionsräume dienen, um eventuelles Hochwasser zu mindern. "Die Einmündungen müssen gegebenenfalls geräumt werden, um einen Rückstau zu vermeiden und eventuell ein Fischsterben zu verhindern", erläuterte Stockmeier.

Das Gesamtprojekt erfordert eine fünfstufige Pflege, die aus einem Fonds finanziert wird: eine extensive Grünlandpflege mit zweimaliger Mahd ohne Düngung ab Mitte/Ende Juni, eine einmalige Mahd mit dem Verzicht auf Düngung ab Mitte/Ende August, eine weitere einmalige Mahd ohne Düngung ab Ende September, eine extensive Beweidung sowie eine Sukzession, die auf natürlichen Faktoren beruhende zeitliche Abfolge von Pflanzen-, Tier- oder Pilzgesellschaften an diesen Standorten.

"Wünschenswert und erforderlich ist natürlich eine Kontrolle, damit diese Vorgaben auch eingehalten werden", so Stockmeier. Ganz wichtig sei es allerdings, Beeinträchtigungen zu vermeiden. Dazu habe der Bund Naturschutz an vielen Stellen Hinweisschilder aufgestellt. "Vor allem während der Brutzeiten von Wiesenbrütern in den Monaten März bis Juli bereiten uns frei laufende Hunde Schwierigkeiten. Hundebesitzer sollten ihre Vierbeiner daher stets an der Leine führen", lautete die Forderung des engagierten Naturschützers.