Eichstätt
Helfen, bevor es zu spät ist

Fortführung des Modellprojekts für präventive Förderung entwicklungsauffälliger Kinder

06.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:27 Uhr

Eichstätt (EK) Der Jugendhilfeausschuss hat den Abschlussbericht des Modellprojekts, entwicklungsauffälligen Kindern möglichst früh zu unterstützen, entgegengenommen. Einstimmig sprach sich der Ausschuss für eine Fortführung des Projekts aus.

An der Pilotphase, die 2012 gestartet ist, hatten sich die Grundschulen St. Walburg (Eichstätt), Lenting und Gaimersheim beteiligt. Christiane Wander (kleines Foto), die für das Jugendamt die Projektbetreuung gemeinsam mit der stellvertretenden Leiterin Stilla Bauer übernommen hatte, berichtete dem Jugendhilfeausschuss in seiner jüngsten Sitzung über die Ergebnisse des Projekts. Aufseiten des Schulamtes hat Staatlichen Schulpsychologin Monika Redl die dreijährige Pilotphase federführend begleitet.

Das Projekt „zur frühen Abklärung und präventiven Förderung von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten an Grundschulen“ hatte zum Ziel, Kindern mit Lern- und Leistungsstörungen möglichst frühzeitig Hilfe zukommen zu lassen – niederschwellig. Neben der lerntherapeutischen Betreuung der Kinder, einzeln oder in Gruppen, gab es Kooperationsgespräche mit Fachleuten, Informationen über mögliche Hilfsangebote durch das Jugendamt sowie Hausbesuche bei den Eltern. Denn das ist, wie Wander einräumte, eines der Probleme: Eltern, vor allem jene mit Migrationshintergrund, trauen sich nicht alleine, die Hilfe des Amtes zu suchen, wenn bei Kindern Auffälligkeiten festgestellt werden.

„Kinder leiden unter der Situation, wenn sie sehen: Ich will das machen, kann das aber nicht“, sagte Wander. Kinder, die hier Unterstützung brauchen, sollten sie bekommen: „Das hat nichts mit dumm zu tun.“ Ein Großteil der Lehrer habe an den teilnehmenden Schulen auffällige Kinder mit Wander und den Schulpsychologen besprochen. In Prozentzahlen: In St. Walburg wurden etwa 9,8 Prozent aufgenommen, in Lenting zehn und im Gaimersheim 5,5. Dabei ging es vornehmlich um Problemfelder wie überforderte Eltern, Lernschwierigkeiten, soziale Auffälligkeiten, Probleme mit Rechnen oder im Lesen und Schreiben.

Wie Wander erklärte, konnte bei gut einem Drittel der Kinder die schulische Situation im Zeitraum des Modellprojekts verbessert werden. „Das Konzept hat hervorragende Möglichkeiten“, sagte Schulrat Anton Jungwirth in der Sitzung. „Ein Bereich allein kann hier nicht effektiv arbeiten“, erklärte Jugendamtsleiter Siegmund Hammel. „Uns allein fehlt die zeitliche Ressource“, sagte Monika Redl. Deswegen sei die Verzahnung innerhalb dieses Projekts so wichtig. Bis man allerdings ein endgültiges Fazit der Pilotphase ziehen könne, brauche es noch etwa drei bis vier Jahre. „Erst dann werden wir sehen, ob die Kinder, die an diesem Projekt beteiligt waren, bei uns in der Jugendhilfe landen oder nicht“, so Hammel.

Beate Ferstl (SPD) wollte wissen, wie an Montessori-Schulen mit solchen Problemfeldern umgegangen wird. Jungwirth verwies darauf, dass dort zwei Lehrkräfte in einer Klasse seien: „Das sind 100 Prozent mehr Ressourcen als wir haben.“ Hammel verwies darauf, dass aber auch Montessori-Schüler in die Jugendhilfe kämen.

Die weitere Zusammenarbeit soll nun ausgebaut werden: Neben den Grundschulen des Modellprojekts haben auch die Schulen in Altmannstein, Beilngries, Kösching und Pförring eine Beteiligung beantragt. Einstimmig hat der Ausschuss die Fortführung der im Projekt entwickelten Hilfsangebote beschlossen. Außerdem soll in drei Jahren erneut ein Bericht abgegeben werden.