Münchsmünster
"All-inclusive-Preis" in der Kritik

Winterversammlung des Verbandes bayerischer Zuckerrübenanbauer: Scharfer Ton in der Diskussion

25.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:17 Uhr

Gut besucht: das Treffen der Zuckerrübenanbauer. - Foto: Lamprecht

Münchsmünster (DK) "Alles neu, alles anders" heißt es ab 2017 auf dem Zuckerrübenmarkt. In zwei Jahren fällt, das wurde bei der Winterversammlung des Verbandes bayerischer Zuckerrübenanbauer in Münchsmünster auch dem Letzten klar, nicht nur die Quotenregelung.

Aber auch sonst ändert sich Vieles. Und das betrifft, sehr zum Unmut der anwesenden Landwirte, vor allem auch die finanzielle Seite: "Die Zeiten, in denen man sich als Landwirt auf das sichere Rübengeld verlassen konnte, sind vorbei", brachte Helmut Friedl, Vorsitzender des Verbandes, die Sache auf den Punkt. Mit dem Wegfall der Quotenregelung und der Rübenmindestpreise wird der Zuckerrübenanbau künftig nämlich genauso wie der aller anderen Feldfrüchte dem freien Markt überlassen. Daher sei es, da waren sich Friedl und auch die anwesenden Vertreter von Südzucker, an die die Landwirte der Region liefern, einig, "für jeden Pflicht, die Kostenschraube noch schärfer anzuziehen, um auf dem Weltmarkt bestehen zu können."

Den Weltmarkt bestimmen, auch das wurde an diesem Nachmittag von den unterschiedlichen Rednern mehrfach erklärt, nach wie vor Überschüsse. Aufgrund der eher schlechten bis maximal durchschnittlichen Ernte des zurückliegenden Jahres sei der Überschuss zwar etwas gesunken, es gebe aber immer noch deutlich zu viel Zucker. Entsprechend seien auch die Preise nach unten gegangen.

Wenig einsichtig war für viele der anwesenden Landwirte daher der Entschluss, künftig noch mehr Zucker zu produzieren. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten, so hieß es, die Zuckerrübenkampagnen künftig mindestens 120 Tage dauern. Für die Region seien solch lange Kampagnen zwar keine Seltenheit, insgesamt müssten im Einzugsgebiet der Südzucker allerdings rund 40 Prozent mehr Rüben angebaut werden, um das Ziel zu erreichen. In Zukunft würden, so die Prognose, Märkte frei werden, die es dann zu besetzen gelte.

Eine Argumentation, der viele Landwirte nicht folgen konnten. Ging schon während der Vorträge wiederholt ein Raunen durch den Raum, brachten einige Anwesende ihre Bedenken in der anschließenden Diskussion zu Gehör: Von abstrakter Kritik wie "Ich weiß nicht, ob eine Überproduktion es richten kann, wenn der Markt schon übervoll ist" bis hin zu konkreten Fragen wie "Wird es Deckungskäufe geben, wenn die von uns produzierte Menge nicht für 120 Tage Produktion ausreicht".

Noch ein wenig schärfer wurde der Ton, als es um die Verträge für den Rübenpreis ging, die vom Verband und Südzucker für das Jahr 2016 ausgehandelt worden waren. Für besonders viel Unmut unter den Landwirten sorgten dabei zwei Dinge: Zum einen, dass ein großer Teil des Rübengeldes künftig erst rund drei Monate später als bisher ausbezahlt werden soll. Zum anderen aber auch, dass der Preis künftig auch vom Erfolg der Südzucker abhängig sein soll. Konkret wurde hier ein sogenannter "All-inclusive-Preis" ausgehandelt, der einen Teil des Zuckerzuschlags, den Bonus für Vertragserfüllung und Anbautreue und noch eine ganze Reihe weiterer Punkte enthält. Außerdem müssen in Zukunft 25 Prozent der Frachtkosten vom Landwirt getragen werden.

"Wenn das ein Erfolg ist, dann möchte ich nicht wissen, wie eine Niederlage aussieht", erboste sich ein Landwirt. Ihnen sei durchaus klar, dass das nicht optimal sei, erklärten die Redner. Schuld sei aber die Politik, die sie mit dem Wegfall der Quote überhaupt erst in dieses Dilemma gestürzt hätte. Zudem gebe es keine besseren Vorschläge. Die lieferten die Landwirte aber prompt: Von einer Verteilung des Geldes auf mehrere Raten bis hin zu einer Orientierung an anderen Branchen, etwa Getreide oder Kartoffeln, war da die Rede. Wichtigstes Ziel: Mehr Sicherheit und Planbarkeit für die Landwirte. Denn sonst "könnte der ein oder andere feststellen, dass unsere Böden vielleicht auch zu Schade für die Rüben sind."