Pfaffenhofen
"Ein kulturhistorisches Kuriosum"

Franziska Krammer-Keck zeigt ihre beeindruckende Kreisel-Sammlung im Ingolstädter Stadtmuseum

09.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:50 Uhr

Drehfiguren aller Art sammelt die pensionierte Rundfunksprecherin Franziska Krammer-Keck aus Pfaffenhofen: Stabkreisel, leicht abgegriffene Sprung- und Glückskreisel, Schnur- und Peitschenkreisel, Musik- und Farbkreisel. Der drehbare hölzerne Wasserträger aus Ghana (Foto links) ist eines der Prunkstücke ihrer Sammlung. - Fotos: Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) Musik-, Farb- oder Peitschenkreisel: Die Pfaffenhofenerin Franziska Krammer-Keck hat sie alle. Seit rund 20 Jahren sammelt sie die Raritäten. Nun werden ihre Fundstücke im Ingolstädter Stadtmuseum ausgestellt.

Erstaunlicherweise hat Franziska Krammer-Keck in Ägypten keinen Kreisel gefunden. "Das", so vermutet sie, "liegt aber nicht daran, dass dieses Kinderspielzeug in dem arabischen Land unbekannt ist, sondern daran, dass dieses auf den touristischen Basaren nicht angeboten wird." Denn seit rund 20 Jahren sammelt die Wahl-Pfaffenhofenerin Kreisel aus aller Welt und hat bereits eine stattliche Anzahl dieser bunten Schätze. Eines Tages kam die Pfaffenhofenerin zu dem Schluss, dass diese allein zur Betrachtung in der heimischen Vitrine viel zu schade seien, und bot sie dem Ingolstädter Spielzeugmuseum im dortigen Stadtmuseum an, wo die Exponate ab dem 22. Mai zu sehen sein werden.

Den Beginn ihrer Leidenschaft kann Franziska Krammer-Keck genau datieren. Es begann auf einer Urlaubsreise im Elsass: Ein kleiner bunter Holzkreisel fesselte im September 1995 im Souvenir-Shop von Riquewihr die Aufmerksamkeit der Rundfunkmoderatorin. "Warum eigentlich nicht mal so was Niedliches als Souvenir mit nach Hause nehmen", fragte sie sich. Bei der nächsten Fahrt nach Istanbul warf im Basar ein orientalischer Händler vor ihr aus dem Stand einen mit goldenen Papierstreifen beklebten Kreisel auf den Boden, der sich da munter weiter drehte.

Einmal von Passion gepackt, hielt sie nun überall - im Urlaub und daheim - die Augen nach diesem einfachen und doch hübsch anzusehenden Kinderspielzeug offen. So entdeckte sie auf dem Pfaffenhofener Flohmarkt, bei Spaziergängen über Kunst- und Christkindlmärkte genauso wie in fernen Ländern alte Stabkreisel, leicht abgegriffene Sprung- und Glückskreisel, probierte Schnurkreisel und Peitschenkreisel aus, ließ Musikkreisel Töne singen und Farbkreisel bunte Linien malen.

Um bei der Fülle nicht den Überblick zu verlieren und keine Verwechslungen aufkommen zu lassen, führte sie bald Buch über alle Neuerwerbungen, skizzierte Formen und Farben in einem dicken Folianten. Kinder und Nachbarn begannen, ihr zu Geburtstagen und Weihnachtsfesten originelle Fundstücke zu schenken. Freunde, glücklicherweise nebenberuflich als Reiseleiter in fernen Kontinenten unterwegs, brachten Exotisches von den Azoren mit, aus Peru und Panama und sogar aus dem buddhistischen Myanmar. Arbeitskollegen der ehemaligen Rundfunksprecherin, dienstlich nach Tokio oder Jerusalem versetzt, erinnerten sich mit einem hüpfenden Metall- oder erlesenen Glaskreisel an die Daheimgebliebene.

Und so wurden aus 20 Kreiseln 100, die wuchsen zu 200 und schließlich zu 350 Exemplaren heran, aufgestöbert in allen Kontinenten und Kulturkreisen. Das Prunkstück ihrer vielfältigen und teilweise exotischen Sammlung ist ein drehbarer hölzerner Wasserträger aus Ghana. "Den hat mir meine Tochter einmal aus dem Urlaub mitgebracht", sagt Franziska Krammer-Keck und demonstriert, wie sich die Figur dreht.

Dabei ging es Franziska Krammer-Keck nie darum, möglichst viele Kreisel anzuhäufen. "Mich interessiert vor allem der Hintergrund", erinnert sie daran, dass der Kreis und die Kreisbewegung zu den vollendeten Formen gehören. "Kreisel sind auch ein kulturhistorisches Kuriosum, es gibt sie überall auf der Welt. Sie sind ein weltweit verbreitetes Kinderspielzeug, das man auch mit einfachen Mitteln herstellen kann", weiß sie, dass in ärmeren Regionen der Welt, wie beispielsweise in Afrika, Kinder einen Stab durch eine Nuss bohren und diesen dann als Kreisel nutzen.

Franziska Krammer-Keck freut sich, nun die schönsten Stücke ihrer Sammlung der Öffentlichkeit im Spielzeugmuseum des Ingolstädter Stadtmuseums, Auf der Schanz 45, präsentieren zu können. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 22. Mai, um 11 Uhr. Zunächst sollen die Kreisel der Pfaffenhofenerin dort drei bis fünf Monate zu sehen sein.