Mitleid unglaubwürdig

18.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Zum Bericht "Wildernder Hund reißt Reh" (WZ vom 12. April):

Da ist er also wieder, der Jäger als Beschützer des Wildes, der es nicht ertragen kann, ein Tier leiden zu sehen. Da kann man sich nur verwundert die Augen reiben. Offensichtlich hat Herr Pfab noch nie an einer Treibjagd teilgenommen. Dort werden die Tiere ganz bewusst über Stunden aufgescheucht und in Angst und Schrecken versetzt. Auch diese Tiere haben Todesangst. Dazu kommt, dass bei diesen Veranstaltungen auf panisch flüchtende Tiere geschossen wird, was dazu führt, dass viele eben nicht sofort tot sind. Schätzungen zufolge werden 30 bis 50 Prozent nur angeschossen. Dass durch fehlende Warnhinweise auch Spaziergänger und Autofahrer gefährdet werden, sei nur nebenbei erwähnt.

Auch von der Fallenjagd oder anderen immer wieder kritisierten Jagdmethoden hat Herr Pfab anscheinend noch nie etwas gehört. Jedes Jahr werden in Deutschland 5,5 Millionen Wildtiere von Jägern getötet, viele von ihnen aus Gründen, die sich wohl nur einem Jäger erschließen. Besonders schlimm trifft es die Beutegreifer wie zum Beispiel den Fuchs. Mitleid? Fehlanzeige! Sicher, es ist nicht in Ordnung, wenn Hunde Wildtiere verletzen - aber wenn der Jäger beim Anblick eines von einem Hund verletzten Rehes plötzlich sein Mitgefühl entdeckt, dann ist das unglaubwürdig. Vielmehr hat man den Eindruck, dass die günstige Gelegenheit dazu genutzt wird, der Öffentlichkeit einmal mehr das Märchen vom Jäger als Beschützer des Wildes aufzutischen.

Karin Oswald,

Reichertshofen