Bankenbeben

Kommentar

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Neun Prozent runter, zehn Prozent rauf: Die Aktie der Deutschen Bank erlebte zum Wochenschluss eine wahre Achterbahnfahrt. Ähnlich erging es dem Papier der Commerzbank und anderen Finanztiteln in aller Welt. Was auch immer dahinterstecken mag - wild spekulierende Hedgefondsmanager oder Kleinanleger mit vollen Hosen -, die Nervosität an den Börsen nimmt gefährlich zu.

Und dies nicht ohne Grund, denn gerade die europäische Bankenlandschaft ist derart problembeladen, dass ein neuer Crash am Finanzmarkt keineswegs auszuschließen ist.

Auch die deutschen Geldinstitute, einst als Ausbund an Stabilität gerühmt, stecken in Schwierigkeiten. Allen voran die Deutsche Bank, die schwer an den Folgen ihrer teils kriminellen Verfehlungen in der Vergangenheit zu tragen hat und mit ihrem Umbau nur schleppend vorankommt. Ebenso schafft es die Commerzbank seit Jahren nicht auf einen richtig tragenden grünen Zweig, weshalb jetzt wieder zum Rotstift gegriffen wird. Doch auch bei vielen Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist Feuer am Dach.

Die Gründe sind vielfältig: Gerade Deutschland gilt als "overbanked" - zu viele und zu kleine Geldinstitute krebsen vor sich hin, richtige Strukturreformen kommen nicht in Gang. Hinzu kommt: Den Banken wurden nach der Finanzkrise 2008 mit der Verpflichtung auf höhere Kapitalpuffer und strengere Regularien die Daumenschrauben angelegt. In den Büchern liegen noch immer unzählige faule Kredite, die Niedrigzinsen lasten zudem auf den Gewinnmargen. Vieles davon gilt auch für Europas Bankenlandschaft insgesamt.

Eine durchgreifende Sanierung bedeutete allerdings - wie vor Jahren in den USA - das eine oder andere Institut in die Pleite rutschen zu lassen und abzuwickeln. Die sanierungsfähigen Banken hingegen müssten mit Staatsgeld abgesichert, radikal neu aufgestellt und möglicherweise fusioniert werden. Aber welcher Politiker hat schon den Mut zu solchen Schritten? Kaum einer, also werden die Turbulenzen bleiben, eher noch zunehmen.