Böses Frauchen

58-Jährige will sich Kosten fürs Tierheim sparen – und täuscht vor, Welpen gefunden zu haben

07.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr
Tierheimleiterin Sandra Lob kümmert sich um die jungen Hunde. −Foto: Tina Bendisch

Pfaffenhofen (PK) Fünf nur wenige Wochen alte Welpen, ausgesetzt in einem alten Wäschekorb im Gebüsch an der Autobahn München-Nürnberg. Gefunden nur durch Zufall von einer Frau aus dem Landkreis Kelheim, der die Tiere leidtaten und die sofort im Tierheim anruft. So viel Grausamkeit und so viel Glück in einer Geschichte, die vergangene Woche für Schlagzeilen sorgte. Jetzt stellt sich heraus: Alles erstunken und erlogen.

Der Terriermischling der mutmaßlichen Finderin hat die Welpen auf die Welt gebracht, die Frau war wohl schlichtweg überfordert und wollte sich das Geld fürs Tierheim sparen. In der Vernehmung bei der Polizei gab die 58-Jährige an, dass es ihr nicht möglich gewesen wäre, die Tiere zu versorgen.

Tierheimleiterin Sandra Lob war die Geschichte gleich seltsam vorgekommen, sie ließ ihr keine Ruhe. Auch die Ermittler der Pfaffenhofener Polizei wollten die Aussagen der Frau aus dem Landkreis Kelheim nicht einfach so stehen lassen. Sie informierten die für solche Fälle zuständigen Beamten des Hundetrupps in Landshut. Eine Hundeführerin besuchte die 58-Jährige zu Hause und befragte sie nochmals; sie verstrickte sich in Widersprüche und gab zunächst an, nur einen Rüden zu besitzen.

Nachbarn brachten die Polizei schließlich auf die richtige Spur: Sie bestätigten, dass die 58-Jährige eine Hündin besitzt, die Welpen zur Welt gebracht hat. Schließlich gab die Frau zu, die Geschichte nur erfunden zu haben. Sie habe den Fund vorgetäuscht, um sich das Geld für die Aufnahme der Welpen im Tierheim zu ersparen. 50 bis 100 Euro kostet es laut Sandra Lob in der Pfaffenhofener Tierherberge, unerwünschte Welpen unterzubringen. „Je nachdem, was schon gemacht ist“, sagt Lob. Sie meint damit tierärztliche Behandlungen, entwurmen, impfen, chippen.

Bei den Welpen war noch gar nichts passiert, 500 Euro wird der Tierschutzverein der 58-Jährigen in Rechnung stellen. Außerdem erwartetet sie eine Anzeige wegen Betrugs und das Veterinäramt prüft, ob weitere Maßnahmen eingeleitet werden.

Zumindest für die Welpen und deren Mutter hat die Geschichte ein Happy End. Auf Drängen der Hundeführerin und Tierheimchefin Lob brachte die Frau ihre Hündin nach Pfaffenhofen. Die Kleinen können jetzt ganz artgerecht Muttermilch trinken – solange das nötig ist. „Dann werden wir abklären, ob die Hündin wieder zurück kann“, sagt Lob. Gut möglich ist das, trotz der traurigen Geschichte. „Der Platz war nicht so schlecht, die Frau war wohl mit den fünf Welpen einfach überfordert“, sagt Lob.

In den sozialen Netzwerken sparen die Tierschützer nicht mit Lob. „Wir möchten uns hiermit ganz herzlich bei der Polizei Pfaffenhofen und dem Polizeihundetrupp Landshut bedanken – Ihr seid Spitze!“ Dabei hätte es laut Sandra Lob so weit gar nicht kommen müssen. Ihr Appell an überforderte Tierbesitzer: „Sprechen Sie mit uns, es gibt für alles eine Lösung.“