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Fadenscheinige Argumente bis bewusste Irreführung

04.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Zu "Einkaufsbummel am Nationalfeiertag" (DK vom 28. Oktober), worin es um die künftigen Ladenöffnungen in der Innenstadt geht:

Der aufschlussreiche Bericht im DONAUKURIER zeigt deutlich, dass es dem Vorsitzenden von IN-City mit einem fadenscheinigen und schwach begründeten Antrag gar nicht schnell genug gehen konnte, seine Mehrheitsfraktion im Stadtrat davon zu überzeugen, auch künftig einem verkaufsoffenen Werktag am Nationalfeiertag in der Altstadt einstimmig zuzustimmen. Fanden die Kirchen mit ihren berechtigten Bedenken noch Gehör, so scheint die Meinung des Bürgers uninteressant. Die Geschäftsöffnung am Tag der Deutschen Einheit als "Alleinstellungsmerkmal" für Ingolstadt zu propagieren, trägt nicht unbedingt zum Ruf einer Kommune als Ort der Kultur und Hüterin von Wertvorstellungen bei.

Klaus Heidenreich, Ingolstadt

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Deutschland hat im Wege einer friedlichen und unblutig verlaufenen Revolution seine Einheit wiedererlangt und gleichzeitig Europa grundlegend verändert. Grund genug, um sich in gebührender Weise an dieses historische Ereignis zu erinnern und es zu feiern.

Geschichtsvergessene Leute in unserer Stadt haben nun in diesem Zusammenhang nichts Eiligeres zu tun, als diesen wichtigen Nationalfeiertag dem Einkaufsrummel zu opfern.Von der hinlänglich bekannten Landtagsabgeordneten hätte ich ein anderes differenzierteres Verhalten in dieser Sache erwartet, jedenfalls nicht so, wie es der DK beschrieben hat. Vom Stadtmarketing war allerdings nichts zu erwarten, greift es doch nach jedem Strohhalm, um die leider immer mehr verödende Innenstadt noch ein wenig attraktiv zu machen.

Die Haltung von Teilen des Stadtrates finde ich nur beschämend.

Wolfgang Prestel, Ingolstadt

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Auf der einen Seite den Feiertag am 3. Oktober mit hochkarätigen Ansprachen zu dekorieren und andererseits mit Shoppingevents sinnmäßig zu entleeren, deutet auf einen fortschreitenden Wertewandel oder Werteverlust hin. Die zulässigen Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz sind geregelt. Wenn man den Gesetzestext richtig liest, kann man in Ingolstadt sicher nicht zu einer Ladenöffnung am 3. Oktober kommen. Wenn man natürlich, aus monetären Gründen verständlich, den Wert des Feiertagsshoppings über den Wert einer allgemeinen Geschäftsruhe und damit einer Würdigung des Feiertages stellt, kann man zu einer Scheinargumentation kommen, die aber bei genauerer Betrachtung, bereits in sich zusammenfällt.

Der Antrag der CSU-Fraktion führt bewusst in die Irre und argumentiert mit der Notwendigkeit der Versorgung der Menschen, die sich wegen des Volksfestes in Ingolstadt aufhalten und in Scharen in die Innenstadt strömen. In Wahrheit wurde ein Grund gesucht, um ein Feiertagsshopping zu begründen, das gezielt in der Region beworben wird und Menschenmassen anzieht. Letzten Endes kommen die Leute wegen des Shoppings in die Stadt und nicht wegen des Volksfestes - aber genau dies erlaubt das Gesetz ausdrücklich nicht.

Solange wir Umsatz und Einkaufserlebnis über den gesellschaftlichen Wert eines Feiertages stellen, haben viele Stadträte nicht verstanden, welcher gesamtgesellschaftlichen Verantwortung die Politik auch regional gerecht werden muss. Wer Sonn- und Feiertage Geschäftsinteressen opfert, zerstört wichtige Bestandteile unserer Gesellschaftskultur. Weder staatliche noch kirchliche Feiertage sind Shoppingtage, sondern Tage für die Bewusstwerdung und Festigung von Grundfesten unserer Gesellschaft und unserer menschlichen Würde in Familie und Gesellschaft.

Der Dekanatsrat der katholischen Kirche lehnt ausdrücklich dieses Opfern, auch von nicht-kirchlichen Feiertagen, entschieden ab. Dass gerade die Ingolstädter CSU diese christlichen Werte mit Füßen tritt, macht mich fassungslos.

Hans Stachel (jun.)

Mitglied im Dekanatsrat

Katholische Kirche Ingolstadt