Neuburg
"Ohne Stadtbus geht es nicht mehr"

Linienstart vor 25 Jahren Stadtwerke ziehen Bilanz Ausweitung scheitert an Konzession

06.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

Die Stadtbusse in Neuburg dienen allen Altersgruppen. Auslastung und Akzeptanz sind gestiegen. Am zentralen Halt Spitalplatz (Bild) hält der Betreiber fest. Hier kann man die Linien wechseln. - Foto: r

Neuburg (r) Er fährt ohne Pause: Der Stadtbus zählt zu den besten Einrichtungen im überlasteten Neuburger Nahverkehr. Jetzt wird er 25 Jahre alt. Immerhin ist jeder Neuburger im Schnitt 300-mal zugestiegen. An die respektable Bilanz erinnern die Stadtwerke mit einer kleinen Jubiläumsfeier Anfang April.

"Wir wollen die rasante Entwicklung der Buslinien darstellen und halten eine kleine Überraschung für die Fahrgäste bereit", kündigt Andreas Bichler an. Der stellvertretende Werkleiter hat sich 2016 zum "Verkehrsleiter" ausbilden lassen müssen, um eine neue Konzession für die Stadtwerke zu erlangen.

Die Regierung von Oberbayern erteilte ihr Plazet bis 2020, und die Stadtwerke beauftragten weiterhin das Busunternehmen Jägle mit dem Betrieb der Neuburger Linien. Die über fünf Millionen gefahrenen Kilometer und mehr als neun Millionen Passagiere in Neuburg hält Firmenchef Wolfgang Jägle für ein "herausragendes Ergebnis". Die Stadtbusse hätten hohe Akzeptanz erreicht.

Fünf Linien fahren 87 Haltestellen im Stadtgebiet an. Nach Osten Richtung Heinrichsheim und Herrenwörth rollen die Busse im Halbstundentakt, nach Norden im Stundentakt. Mit einem Billett für 1,20 Euro kann man durch die ganze Stadt fahren. Angesichts des jährlichen Defizits von 700 000 Euro wird im Werkausschuss allerdings über eine moderate Erhöhung diskutiert. Die Zehner-Karte kostet derzeit 8,50 Euro (Kinder 4,50), die Monatskarte 24 Euro (Kinder 19 Euro).

Schüler steigen genauso zu wie Rentner. "Ohne Stadtbus geht es nicht mehr", betont Renate Wicher, Vorsitzende des Neuburger Seniorenbeirates. Es sei zwar schade, dass das Umland nicht komplett angebunden ist, aber man könne von der Peripherie aus schnell das Zentrum erreichen. "Auch meine 93-jährige Mutter fährt mit dem Bus und ihrem Rollator noch regelmäßig zum Einkauf in die Stadt", so Renate Wicher.

Jägle-Mitarbeiter Bernhard Humbold sieht die Busse als "soziale Einrichtung". Sie halten mittlerweile gezielt an fünf Seniorenheimen. Schüler nutzen die Stadtbusse auf dem Weg zum Unterricht. Für entfernte Stadtteile wie Bergen oder Maxweiler bieten die Stadtwerke ein Anruf-Sammeltaxi an.

Eine Ausweitung der Linie nach Süden - etwa nach Feldkirchen oder zum Südpark - scheiterte bisher an den bestehenden Konzessionen. Die Zuständigkeiten sind von der Regierung von Oberbayern klar abgesteckt. "Wir brauchen für jede Sonderfahrt eine eigene Genehmigung", weiß Andreas Bichler.

Der Anfang vor 25 Jahren war noch bescheiden. Der Startschuss fiel im April 1992 am Spitalplatz mit zwei Bussen "Teamstar City" und 27 Haltestellen. Das Netz vergrößerte sich Zug um Zug. 1997 war der einmillionste Fahrgast erreicht, die Stadt führte fünf Linien und den Halbstundentakt ein. Damals beriet der Schweizer ÖPNV-Experte Wieland die Neuburger. Mindestens acht Linien mit sechs Millionen Mark Jahreskosten wollte er einführen. Der Stadtrat bekam Angst vor der eigenen Courage und beließ es beim mittleren Format.