Pfaffenhofen
"Diese Alternative braucht keiner"

Ehemaliger Kreischef Andreas Strixner verlässt die AfD und spricht von Radikalisierung

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Zu radikal ist ihm die AfD mittlerweile, sagt der ehemalige Vorsitzende des AfD-Kreisverbands, Andreas Strixner (links). Er ist aus der Partei ausgetreten. Johannes Huber, stellvertretender Kreisvorsitzender und Bundestagsdirektkandidat, sieht keinen Rechtsruck in seiner Partei. - Foto: Strixner/Huber

Pfaffenhofen (dbr) Der ehemalige Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Freising-Pfaffenhofen, Andreas Strixner, ist "aus Protest" aus seiner Partei ausgetreten - der Jetzendorfer kritisiert einen massiven Rechtsruck innerhalb der Alternative für Deutschland. Hintergrund ist die Listenaufstellung des bayerischen Landesverbandes vor Kurzem.

Die Partei hat überraschend den bislang weitgehend unbekannten Martin Hebner, Schriftführer der Bayern-AfD, auf Platz eins gesetzt und nicht Landeschef Petr Bystron, der als gemäßigt gilt. Den zweiten Platz bekam der Wirtschaftspublizist Peter Boehringer und auf Platz drei landete Corinna Miazga, Chefin der AfD Straubing-Regen.

Strixner hält sowohl Hebner als auch Miazga für eine Wahl, die das "wahre Gesicht" der Partei zeige, wie er öffentlich in einem sozialen Netzwerk schreibt. "Sie ist offen radikal. Mit Hebner und Miazga auf den Listenplätzen eins und drei übernehmen Leute das Regiment, die meiner Meinung nach für die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Landes kein gutes Ende nehmen werden." Beide Politiker hätten regelmäßig ihre Gesinnung offenbart, wenn es um Abstimmungen zu dem umstrittenen Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke gehe, so Strixner gegenüber unserer Zeitung. Höcke hatte unter anderem das Holocaust-Denkmal in Berlin als "Denkmal der Schande" bezeichnet. Als es im Landesverband dann um die Frage gegangen sei, ob ein Parteiausschlussverfahren gegen Höcke gestartet werden soll, habe Hebner nicht zugestimmt, so Strixner, der während seiner vierjährigen Parteizugehörigkeit auch Schatzmeister bei der Bayern-AfD war. Hebner und Miazga gehörten zur "wie wir sie bezeichnen, Gaga-Fraktion der Partei", so der Jetzendorfer. Sie würde mittlerweile deutschlandweit rund 30 Prozent der Partei ausmachen. "Ein radikales Sammelsurium aus völkisch denkenden und zuweil rassistisch daherkommenden Ewiggestrigen, übernimmt das Regiment", so der ehemalige Parteigenosse in seiner Erklärung. "Schade um das interessante Experiment, aber diese Alternative braucht keiner!"

Beim AfD-Kreisverband Freising-Pfaffenhofen sieht man das völlig anders: "Es gibt mit Hebner keinen Rechtsruck, er ist eher weiter links angesiedelt", sagt Johannes Huber, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes und Bundestagsdirektkandidat. Zu der Entscheidung Hebners bezüglich des Parteiausschlussverfahrens gegen Höcke könne er zwar nichts sagen, doch Hebner trete vor allem für die direkte Demokratie ein. "Er ist für Volksabstimmungen und ein Veto-Recht der Bürger bei Gesetzen", so Huber. "Dass die Partei nun rechtslastiger wird, ist absurd", bekräftigt auch der Kreisvorsitzende Bernhard Kranich gegenüber unserer Zeitung. Hebner sei pragmatisch veranlagt, er könne die Partei voranbringen. Dass er sich nicht für ein Parteiausschlussverfahren Höckes ausgesprochen habe, "ist seine persönliche Entscheidung. Das respektiere ich." Wie er selbst zu Höcke stehe? "Wir sind im Bundestagswahlkampf, wir schauen nach vorne, nicht nach hinten." Weder Personaldiskussionen noch Debatten über die Geschichtsauslegung seien da hilfreich.