Unterrödel
Eine "Badewanne" unter vielen Bulldogs

Rund 400 Landmaschinen, Autos und Zweiräder beim Oldtimertreffen in Unterrödel zu bestaunen

03.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Unterrödel (HK) Ob "Papamobil" oder "Badewanne": Allein schon die Spitznamen der Fahrzeuge, die es beim gestrigen Oldtimertreffen der Bulldogfreunde Unterrödel-Oberrödel-Tiefenbach zu sehen gab, weckten die Neugier. Rund 400 Landmaschinen, Autos und Zweiräder aus den vergangenen Jahrzehnten zeigten sich den rund 1700 Besuchern in Unterrödel von ihrer schönsten Seite.

Wobei die Schönheit auch auf dem Anwesen des Bulldogfreunde-Chefs Hermann Schöll im Auge des Betrachters liegt. Mal sind die Schnauferl bestens restauriert und blitzblank lackiert, mal ganz bewusst möglichst im Urzustand belassen. Ein Traktor ist - bis auf das Auspuffrohr und das Lenkrad - sogar komplett aus Stroh. Das ist aber nur der, auf dem sich die Kinder beim Oldtimertreffen austoben können. Wie etwa der achtjährige Johannes und sein jüngerer Bruder Jakob. Vater Florian Schroll stammt aus einer Landwirtsfamilie und hat mit seinem Faible für alte Agrarfahrzeuge nicht nur seine Ehefrau Michaela, sondern auch die Kinder angesteckt.

Für die vier Schrolls ist die Anreise nur ein Katzensprung. Das schaut für Manfred Kürzinger schon ganz anders aus. Er ist mit seinen erwachsenen Söhnen aus Manching nach Unterrödel gekommen und brauchte dafür drei Stunden. Ein Fendt aus dem Jahr 1965 war dabei die Zugmaschine. Den Anhänger vollgeladen haben die Kürzingers mit einem weiteren Fendt, der nächstes Jahr 80 wird. Die Manchinger sind das erste Mal dabei, wollen nun aber öfter kommen.

Noch nicht viele Chancen, beim Oldtimertreffen dabei zu sein, hatte der zweieinhalbjährige Kilian aus Oberbreitenlohe, laut seinen Großeltern aber schon "der größte Bulldogfan aller Zeiten". Durch die Maschen eines Ladewagens bestaunt der Junge einen blinkenden Fahr D10, der genau sieben Jahrzehnte auf den Reifen hat und Hermann Bachhofer aus Lohen gehört.

Ein paar Meter weiter lebt die alte politische Blockbildung wieder auf: Ein Trabi aus Lauf, 1981 in der DDR gebaut, steht neben einem 1956er Chevrolet aus Allersberg. Noch größeren Seltenheitswert hat ein Hatz-Traktor aus dem Jahr 1955, Besitzer Karlheinz Pichl aus Dixenhausen hat davon gleich zehn Exemplare zu Hause, und sein zehnjähriger Sohn Heinz fährt schon stolz mit.

Nicht minder stolz präsentiert Marion Pfauth aus Büchenbach ihr Geschenk zum 50. Geburtstag: "Das war erst eine grottenschlechte Limousine", sagt sie - aber nur, bis ihr Mann Ulrich zwei Jahre lang Hand angelegt hat. Jetzt ist aus dem 1963er Ford P3, der "legendären Badewanne", wie die Beschenkte fachkundig erklärt, ein echtes Traumauto geworden.

Heutzutage von vielen schon totgesagt sind die Dieselmotoren. Aber nicht für den Hilpoltsteiner Ralf Gnatzy, der seinen Mercedes 170 D, Baujahr 1952, vorfährt. Es ist einer der ersten Diesel-Personenkraftwagen nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt. Neu in seiner Sammlung rund um seinen Oldtimer hat Gnatzy eine rare Radkappe mit Diesel-Aufdruck.

Derweil kommt ein Tuckern immer näher. "Das ist eben der Einzylinder, einfach ein toller Klang!" schwärmt Michael Drechsler aus Heideck, der mit seinem 1964er F16-Normag über das Gelände zockelt. "Man merkt, dass ihr mit Leib und Seele dabei seid", heißt es dann von Ehrengästen bei der Ausfahrt der ausgestellten Fahrzeuge. Bezirksrat Ernst Schuster, Landrat Herbert Eckstein, Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl und das Thalmässinger Marktratsmitglied Michael Kreichauf sind begeistert: "Der Wettergott hatte ein Einsehen - ihr habt den blauen Himmel, den ihr verdient."

Einige Kinder auf Nachbauten von zwei Hanomag-Traktoren und einem Fendt-Geräteträger rollen voran. Dann kann der Chef der Bulldogfreunde seinen Vize Günther Betz ankündigen: "Ein Stuntman, den keine Versicherung mehr aufnimmt", ruft Hermann Schöll. Angetrieben wird der auf einem Mountainbike sitzende Günther Betz nämlich mit einem Paraglide-Benzinmotor. Den hat sich Betz gekauft, auch wenn er nicht den nötigen Flugschein hat.

Die weiteste Reise zum Oldtimertreffen in Unterrödel hat ein Lanz-Fahrer aus dem Landkreis Main-Spessart hinter sich. Die gleiche Marke steuert Wendelin Meyer - der 84-Jährige aus Jahrsdorf ist der älteste Teilnehmer und hat mehr Lenze als sein Lanz auf dem Buckel.

Um Sprüche zu den einzelnen Marken ist Moderator Hermann Schöll nicht verlegen. Auf Fendt reimt sich eben gern "wer des Glump net kennt". Und dass jeder "Bauernlaggl" einen "Hanomaggl" fährt, reibt er den Besitzern jener Gefährte unter die Nase. Wird der Bauer dann reicher, fährt er "Eicher". Fachkundig konnte Schöll auch erklären, was es mit dem "Papamobil" auf sich hat. Diesen Spitznamen bekam der "Intrak 2003". Aber nicht etwa, weil schon mal ein Papst auf so einem Gefährt unterwegs gewesen wäre, sondern wegen der verglasten Rundumsicht im Cockpit.