Rohrbach
Meister der Parodie und der Gstanzl

Gerhard Polt und die Well-Brüder begeistern rund 1100 Zuschauer in Rohrbach

16.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:01 Uhr
Viele Instrumente, viel Parodie, viel Spaß: Gerhard Polt (rechts) und die Well-Brüder überzeugten ihr Publikum in der voll besetzten Turmberghalle in Rohrbach. −Foto: Schmid

Rohrbach (PK) Vor rund 1100 Zuschauern hat sich der Kabarettist Gerhard Polt mit seinen langjährigen Freunden, den Well-Brüdern, am Mittwoch die Ehre in der Rohrbacher Turmberghalle gegeben.

Es war ein Höhepunkt im Rohrbacher Programm zur 1150-Jahrfeier.

Während die Well-Brüder ihre politischen und gesellschaftskritischen Statements mit den unterschiedlichsten Instrumenten bezeugten, bewies Polt nicht nur sein gesangliches Talent, sondern vor allem seine Gabe, innerhalb von Sekunden in unterschiedliche Rollen, Dialekte und Stimmen zu schlüpfen.

Nicht nur, dass es den Ortsnamen Rohrbach auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hausen, dem Heimatdorf der Well-Brüder gibt, erfuhren die Ortsansässigen. Die Well-Brüder trugen außerdem ein eigens gedichtetes Gstanzl über Rohrbach vor, bei dem das Verkehrskonzept von Pfaffenhofen ebenso wenig fehlen durfte wie der Landtagsabgeordnete Karl Straub sowie Johann Vachal, "bei dem man alles erfährt".

In seiner ihm eigenen urigen Art mimte Gerhard Polt im Anschluss den wetternden, motzenden und mosernden Kleinbürger, der sich stammelnd über seinen Nachbarn aufregend der Frage "Was ist der Mensch? " widmet und dabei selbst hofft, gedanklich noch mitzukommen.

Auch im weiteren Verlauf des Abends wechseln sich Polt und die Well-Brüder ab. Dabei zeigten die Musiker, dass sie Instrumente von Akkordeon über Harfe, bis zur Quetschn beherrschen. Dabei gab es nicht nur Zwiefache oder Polka zu hören, sondern auch sanfte, rockige und keltische Töne.

Da Hausen das wohl einzige Händel-Dorf der Welt sei, spielen die Wells die "Feuerwehrmusik", einen schwungvollen Zwiefachen mit Akkordeon, Tenorhorn und der Bachtrompete, schließlich habe Georg Friedrich Händel in Hausen wegen des zu engen Kreisverkehrs eine unfreiwillige Pause auf dem Weg von Wien nach London einlegen müssen und die vorgetragene Suite komponiert - "gesponsert von Wiesenhof". Die Well-Brüder nehmen klassische Musik genau so bravourös auf die Schippe wie die Bauern mit ihren Regeln oder die bayerische Geschichte im Schnelldurchlauf.

Neben den zahlreichen politischen Lästereien finden beim Publikum auch Anspielungen auf die Örtlichkeiten wie "wenn ihr von der weiten Reise von Fahlenbach heimkommt?" Anklang. Heimatliebe und Stubn-Musik liegen den Well-Brüdern so besonders am Herzen und daher können sie mit dem "Nachgemachten - den Trachten-Androiden" im Fernsehen auch nichts anfangen. Wie es richtig geht, zeigten sie auch gleich und der Karli führte einen Bauchtanz vor, den seine Frau neulich gelernt habe: dabei zog er rhythmisch seine Bierkugel ein.

Polt schlüpfte bei seinem Auftritt in die unterschiedlichsten Rollen, sei es der Vorsitzende eines Fischereivereins, der sich in Rage gegen den Kormoran wettert, "dabei ist er in Wahrheit bloß ein ordinärer Fischreiher" oder als indischer Priester, der "Stofferl" ein Interview gibt. Auch als Engländer, Chinese oder Italiener schafft Polt es, in Sekundenschnelle auf höchstem Niveau zu parodieren und dabei sein Publikum zum Johlen zu bringen. Endgültig aus der Fassung ist dieses, als er zur italienisch anmutenden in unfassbarer Geschwindigkeit gespielten Variation von "mein Hut der hat drei Ecken" ein "i capello facio" mit immenser Stimmgewalt schmettert.

An Karl Valentin erinnern vor allem seine Stücke, in denen der den Leuten "aufs Maul schaut" und beispielsweise als alte Frau die unterschiedlichen Erziehungsstile seziert oder als Radiomoderatorin, die den an Abstrusität unübertroffenen Alkoholsportler interviewt - natürlich übernahm er beide Rollen selbst. Gemeinsam mit den Well-Brüdern brachte Polt die Leute in der Turmberghalle zum Toben und nach mehreren Zugaben gab es Standing Ovations.

Birgit Schmid