Neumarkt
Christsoziale erstmals in Frauenhand

Susanne Hierl steht künftig an der Spitze des CSU-Kreisverbandes Neumarkt

19.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:56 Uhr
Strahlend ließ sich die neue Kreisvorsitzende Susanne Hierl zusammen mit den CSU-Granden fotografieren. −Foto: Franz Xaver Meyer

Neumarkt (fxm) Zeitenwende bei der Kreis-CSU in Neumarkt: Zum ersten Mal in der über 70-jährigen Geschichte steht mit Susanne Hierl eine Frau an der Spitze der von Männern dominierten Partei. Bei der Kreisvertreterversammlung im Neumarkter Johanneszentrum erhielt die 45-jährige Rechtsanwältin aus Berg mit 51,3 Prozent gleich auf Anhieb bei vier Kandidaten die absolute Mehrheit. Der bisherige Kreisvorsitzende, Bundestagsabgeordneter Alois Karl, hatte nach vier Jahren nicht mehr für dieses Amt kandidiert.

Zu dem wichtigen Termin kamen 189 von 215 eingeladenen Delegierten. Blickte man in die Runde, so entdeckte man weit über 70 Prozent Männer.

Susanne Hierl setzte sich klar gegen Werkleiter Stephan Meier aus dem Neumarkter Ortsteil Pölling (51 Stimmen), den Freystädter Bürgermeister Alexander Dorr (23) und die ebenfalls in Freystadt wohnende Helga Huber (17) durch, die am Neumarkter Landratsamt das Bauamt leitet. Vor den Wahlen, die Elmar Forster als Jurist in souveräner Weise abwickelte, durften sich die Kandidaten in fünfminütigen Statements vorstellen. Susanne Hierl hinterließ hier einen gewinnenden, kompetenten Eindruck. Die Juristin ist verheiratet und Mutter zweier Söhne. In der Politik ist Hierl seit zehn Jahren aktiv. Sie ist stellvertretende Bürgermeisterin von Berg, leitet den dortigen CSU-Ortsverband und kennt als stellvertretende Kreisvorsitzende das Innenleben der Partei. "Teamfähigkeit, Beharrlichkeit, Verlässlichkeit und Themen konsequent verfolgen sind einige meiner Schwerpunkte", sagte sie bei der Vorstellung. Der Einklang zwischen Wirtschaft und Umwelt liege ihr sehr am Herzen, genauso wie der Ausgleich zwischen der Kreisstadt Neumarkt und den umliegenden Gemeinden. Strahlend nahm Susanne Hierl die Wahl an. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit", lauteten ihre ersten Worte. Alois Karl war der erste Gratulant, der sie umarmte. "Es ist etwas Besonderes, dass eine Frau den Kreisvorsitz führt", meinte er.

Zuvor hatte er auf die vergangenen vier Jahre zurückgeblickt, in denen er den Kreisvorsitz inne hatte. Karl hatte das Amt vom jetzigen Bezirksvorsitzenden und Finanzminister Albert Füracker übernommen, der neben Landrat Willibald Gailler ebenfalls zur Veranstaltung gekommen war. Die CSU zähle in 92 Ortsverbänden - dem Wurzelwerk der Partei - rund 2600 Mitglieder. "Das macht uns keiner nach", sagte Karl voller Stolz. Er erinnerte daran, dass sein erstes Wahlergebnis im Jahr 2015 bei nur 79 Prozent lag. "Da wurde mir offenbar noch Luft nach oben eingeräumt", scherzte Karl. Zwei Jahre später dankten ihm die Mitglieder seine Arbeit mit satten 93 Prozent. Karl erwähnte die vielen Veranstaltungen und hier besonders die Neujahrsempfänge mit prominenten Rednern. Mit seinem persönlichen Ergebnis bei den Bundestagswahlen 2017 sei er sehr zufrieden gewesen, auch wenn ihn nicht alle Delegierten aus Neumarkt bei der Kandidatenaufstellung gewählt hätten. "Das hat geschmerzt", meinte er.

Nach den Europa-Wahlen am kommenden Wochenende stehen in nicht mehr allzu fernen Zukunft bereits zwei weitere Urnengänge an, nämlich die Kommunalwahl im März des nächsten Jahres und danach die Bundestagswahl 2021. Für die neue Kreisvorsitzende stünden dazu die ersten Aufgaben an, nämlich die frei werdenden Bürgermeistersessel von Pyrbaum und Pilsach für die CSU zurückzuerobern. "Ich will weiterhin am Gedeihen der CSU mitarbeiten", schloss Karl seine Rede, nachdem er zuvor noch besonders Kreisgeschäftsführer Werner Mikulasch gedankt hatte. "Er ist ein Glücksfall für den Kreisverband", sagte er unter viel Applaus. Karl organisierte vor seinem Ausscheiden drei Regionalkonferenzen in Berching, Berg und Neumarkt, bei denen sich die Kandidaten vor Ort den Mitgliedern näher vorstellen konnten.

Bei den Wahlen zu den vier Stellvertretern bei fünf Kandidaten hatte der Dietfurter Matthias Haselbauer mit nur 51 Stimmen nichts zu melden. Das beste Ergebnis erzielte Jochen Zehender (152), gefolgt vom Deininger Bürgermeister Alois Scherer (143) und von Heidi Rackl (140), Landratsstellvertreterin und Bezirksrätin. Helga Huber ließ sich nicht entmutigen und kandidierte wieder. Mit 94 Stimmen gehört sie dem Spitzengremium an. Schatzmeister ist Maximilian Federhofer (Neumarkt), Schriftführer Markus Ochsenkühn (Neumarkt). Als Beisitzer fungieren Elmar Forster (Neumarkt), Stephan Meier (Neumarkt), Josef Bauer (Parsberg), Albert Deß (Berngau), Horst Kratzer (Postbauer-Heng), Stefan Schmid (Seubersdorf), Wolfgang Wild (Berngau), Alexander Dorr (Freystadt), Eduard Meier (Seubersdorf), Ilse Werner (Dietfurt), Gerlinde Delacroix (Berching), Michael Gottschalk (Lauterhofen), Reinhard Brock (Neumarkt), Bernhard Kraus (Velburg), Ludwig Eisenreich (Berching), Christian Bauer (Parsberg) und Peter Meier (Deining).

Zu Bezirksdelegierten aus dem südlichen Landkreis wurden Gerlinde Delacroix (Berching), Ilse Werner (Dietfurt) und Ludwig Eisenreich (Berching) gewählt, Ersatz sind Matthias Haselbauer (Dietfurt) und Daniel Rhode (Breitenbrunn). Delacroix, Werner und Eisenreich sind auch Landesdelegierte (Ersatz).