Eichstätt
"Beobachter" beim Jurahausverein

Stephan Guber stellt seine lebensgroßen Figuren im Museum "Das Jurahaus" aus

21.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:55 Uhr
Bei der Eröffnung der Ausstellung von Stephan Guber im Museum "Das Jurahaus" gab es einen Dialog zwischen dem Künstler (2. von rechts) und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, Stefan Pfättisch (2. von links). Mit auf dem Bild Vorsitzende Eva Martiny (Mitte). −Foto: Jurahausverein

Eichstätt (EK) Mehrmals im Jahr wird das Museum "Das Jurahaus" in Eichstätt zur Galerie: Dann stellen namhafte Künstler ihre Werke aus.

Die Räume des 350 Jahre alten Handwerkerhauses in der Buchtalvorstadt bilden dabei einen ganz besonderen Rahmen. Die vor Kurzem eröffnete Ausstellung der lebensgroßen Skulpturen aus Pappelholz von Stephan Guber ist spektakulär in den kleinen und niedrigen Räumen des Jurahauses. Sie treten mit ihren Betrachtern in Blickkontakt.

"Dieser Dialog der Blicke war für mich überwältigend und irritierend, verunsichernd im positiven Sinne, als ich Gubers Figuren zum ersten Mal in seiner großen Ausstellung im Kloster Heilsbronn im vergangenen Sommer sah", berichtet die Vorsitzende des Jurahausvereins, Eva Martiny. "Wir sind es gewohnt, Kunstgegenstände zu betrachten; es ist aber ungewöhnlich, auch von ihnen betrachtet zu werden. Als uns der Künstler in unserem Museum besuchte, kamen wir deshalb schnell zu einem Titel: Beobachter. "

Die sechs Figuren zeigen individuelle Gesichter und Körperhaltungen. Ihre Botschaften sind unterschiedlich, mal versonnen, mal kritisch, mal grimmig. "Die Figuren beobachten uns und unsere Besucher, sie betrachten aber auch unsere Informationen im Museum; einige Figuren scheinen durchaus kritisch zu sein. Wir und unsere Besucher beobachten und betrachten diese Figuren. Und der Jurahausverein versteht sich durchaus auch als kritischer Beobachter - unserer Jurahäuser, ihres Verfalls, ihres Erhalts, des Handelns und Nichthandels der Denkmalschutz-Behörden und der politischen Entscheidungen in der Region zu Orts- und Landschaftsbildern", so Eva Martiny.

Im Künstlerdialog mit Stefan Pfättisch, Kunstpädagoge und selbst Kunstschaffender, wurden bei der Vernissage Gubers vielfältige Arbeitsweisen deutlich. Sein experimenteller Ansatz, wenn er das Material sprechen lässt, mit Bearbeitungsmöglichkeiten spielt, kann dann ein Ergebnis hervorbringen, das auch ihn überrascht; etwa, wenn das, was sich in den Holzstämmen verbirgt, nach außen tritt. Und in der Auseinandersetzung mit spirituellen Bezügen, wenn sich der Blick der Figuren nach innen wendet. Nicht umsonst stellt Stephan Guber häufig in sakralen Räumen aus. Die grundsätzliche Fragestellung "Was ist der Mensch? " ist in allen seinen Werken erkennbar. "Sie sind unser erster Bildhauer, den wir hier begrüßen dürfen", so der stellvertretende Vorsitzende Stefan Pfättisch zu Beginn des Künstlerdialogs, "und der erste Künstler, der hier so gewichtige Kunst zeigt. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe geholfen sie aufzustellen. Aber ihre endgültige Position haben die Figuren durch Sie gefunden, wenn Sichtachsen hergestellt waren, oder wenn uns der junge Mann geheimnisvoll den Rücken zuwendet, uns einlädt, um ihn herumzugehen, sein Gesicht zu entdecken. Und auf einmal wirken die Figuren wie selbstverständlich platziert, unverrückbar, angewurzelt. Verbunden mit unserem Museum, verschieden wie unsere Besucher - menschliche Charaktere. "

Stephan Guber wurde 1965 in Bad Nauheim geboren und wohnt im hessischen Nidda. In Wiesbaden studierte er an der FH Kommunikationsdesign. Sein künstlerischer Werdegang begann in den 1980er-Jahren zunächst mit abstrakter Malerei. Immer mehr wendete er sich dann figürlichen Darstellungen zu, bis er schließlich begann, Skulpturen zu formen, Köpfchen aus Bienenwachs, überlange Figuren aus Fachwerkbalken, die er mit dem Flammenwerfer schwärzte, und schließlich seine lebensgroßen Figuren und Figurengruppen, jede mit ihrer ausgeprägten Individualität.

Oft begleitet Guber die Entstehung seiner Figuren mit Zeichnungen, die ihm andere, neue Perspektiven seines Schaffens eröffnen. Sein künstlerisches Schaffen umfasst Skulptur, Malerei, Grafik und Rauminstallation. Seit 1989 zeigt er zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Arbeitsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Finnland, Island, Grönland und Australien. Immer wieder hat er Auszeichnungen erhalten, davon zweimal den Nassauer Kulturpreis. Quasi neben dem Holocaust-Mahnmal und in Sichtweite des Brandenburger Tors steht in Berlin seine fünfteilige Eichenholzgruppe, als Auftragsarbeit erstellt für die hessische Landesvertretung in Berlin. Derzeit stellt er unter anderem bei der Landesgartenschau in Wassertrüdingen aus.

Die Ausstellung "Beobachter" ist vom 18. Mai bis 26. Juli im Museum "Das Jurahaus", Rot-Kreuz-Gasse 17 in Eichstätt zu sehen. Das Museum ist geöffnet Mittwoch, 9 bis 12, Freitag, 12 bis 16 und Sonntag, 14 bis 16 Uhr.