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FC Ingolstadt „verbrennt“ Hasenhüttl-Erbe: Oral geht

30.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:51 Uhr
Trainer Tomas Oral (l) von Ingolstadt. −Foto: Armin Weigel

Erst drei Jahre ist es her, dass der FC Ingolstadt in der Bundesliga sensationell Elfter wurde. Das dramatische Relegations-Desaster gegen Wehen Wiesbaden markiert den Tiefpunkt eines rasanten Absturzes.

Den Neuaufbau des FC Ingolstadt nach dem krachenden Absturz in die 3. Fußball-Liga wird Tomas Oral nicht mitmachen. „Für mich ist das hier beendet. Der Verein braucht neue Leute“, zitierte der „Donaukurier“ den 46 Jahre alten Trainer am Donnerstag nach dem von Entsetzen, Fassungslosigkeit und totaler Leere begleiteten Totalschaden.

„Dass wir die Relegation erreicht haben, war ein Wunder. Dass wir sie dann so vergeigen, ist bitter“, schimpfte Vorstandsboss Peter Jackwerth nach dem dramatischen 2:3 (1:3) im Rückspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden, dessen Spieler und Fans im Aufstiegsrausch den immer gleichen Schlachtruf skandierten: „Nie mehr Dritte Liga, nie mehr, nie mehr!“

Dritte Liga. Das ist jetzt die bittere Realität für den FCI, der noch vor drei Jahren unter Trainer Ralph Hasenhüttl seine erste Saison in der Bundesliga sensationell auf Tabellenplatz elf abschloss. Der Österreicher zog damals weiter zu RB Leipzig. Und in Ingolstadt wurde sein Erbe in nur drei Jahren durchgebracht. Bundesliga-Abstieg 2017, Zweitliga-Abstieg 2019 - und alles selbst verschuldet.

„Das Endresultat ist das Produkt der gesamten Saison“, resümierte Mittelfeldspieler Marcel Gaus am Dienstagabend. Den 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel verspielte eine Elf, die ohne den gesperrten Kapitän Almog Cohen führungslos agierte. „Wir sind nicht heute abgestiegen“, betonte Jackwerth. Die Saison war bis zum finalen Aufbäumen unter dem ohnehin nur bis zum Sommer verpflichteten Oral, der auf die gescheiterten Stefan Leitl, Alexander Nouri und Jens Keller folgte, eine einzige Katastrophe. „Wenn man vier Trainer, einen Sportdirektor und einen Geschäftsführer verbrennt, sieht man, welche Probleme wir hatten“, bemerkte Jackwerth selbstkritisch.

Wie geht's weiter? Es steht ein radikaler Umbruch bevor. „Wir haben noch keine Mannschaft, kein Trainerteam und keine sportliche Leitung. Es ist utopisch zu denken, dass wir da gleich wieder aufsteigen und das nur ein Betriebsunfall war“, sagte Jackwerth dem „Donaukurier“. Teure Leistungsträger wie Dario Lezcano oder Sonny Kittel werden kaum in die 3. Liga mitgehen. Thomas Pledl steigt sogar auf, der Flügelstürmer wechselt zu Fortuna Düsseldorf.

„Wir müssen einem den Hut aufsetzen, der die Entscheidungen fällt. Es ist wichtig, dass wir einen Sportlichen Leiter, Technischen Direktor oder Sportdirektor - nennen Sie das, wie Sie wollen - holen und dem sagen: 'Du gestaltest den Kader und das Trainerteam für die Zukunft'“, sagte Jackwerth. Interimssportdirektor Thomas Linke soll den Verein zumindest weiter beraten, er könnte auch in den Aufsichtsrat aufsteigen.

Zwickau, Meppen und Münster heißen künftig die Reiseziele des FCI, während sie sich in Wiesbaden auf Fußballfeste freuen können. Im Freudentaumel des Aufstiegs nach einer „brutalen Relegation“ mochte der mit Bier geduschte Trainer Rüdiger Rehm aber noch nicht zu sehr in die Zweitliga-Zukunft blicken. „Gegen wen wir spielen, habe ich noch nicht wahrgenommen“, sagte der 40-Jährige: „Ob der HSV kommt, oder Stuttgart, oder Nürnberg - das ist jetzt völlig egal.“

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dpa