Kleinhohenried
Staat soll beim Moorkörperschutz mitzahlen

Donaumoos-Zweckverband spricht sich einstimmig für Unterstützung aus München aus

04.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:17 Uhr
Grünes Donaumoos: So wie hier bei Karlshuld zeigt sich die Natur bei den Wassergräben von ihrer schönsten Seite. Doch die Idylle trügt, denn die Kanäle entziehen dem Moor die Feuchtigkeit. −Foto: Janda

Kleinhohenried (DK) Die wohl wichtigste Entscheidung kam ganz zum Schluss: Der Donaumoos-Zweckverband will beim Freistaat um finanzielle Unterstützung beim Moorkörperschutz bitten.

Der entsprechende Beschluss zum Ende der Verbandsversammlung am Dienstag in Kleinhohenried fiel einstimmig.

Im Detail richtet sich die Bitte des Gremiums, die auf Antrag von BBV-Kreisobmann und FW-Bezirksrat Ludwig Bayer zur Abstimmung stand, an das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium in München. "Wir brauchen so einen Forderungsbeschluss, um die Zielsetzung des Donaumoos-Entwicklungskonzepts erfüllen zu können", betonte der Rennertshofener, der damit bei der Verbandsführung offene Türen einrannte. Laut Landrat Peter von der Grün (FW) ist ein Schreiben mit vergleichbarem Inhalt bereits in der Vorbereitung. Nun kann Geschäftsführer Michael Hafner darin auf das Votum von Vertretern des Bezirks, des Landkreises und der Fachverbände und -behörden verweisen.

Mit ausschlaggebend für den Wunsch an die beiden Ministerien waren neue Erkenntnisse zum Moorschwund im Donaumoos. Wie berichtet, nimmt der Torfkörper in der Landschaft seit Jahrhunderten stetig ab - unter anderem durch die Trockenlegung und die intensive Bewirtschaftung der Flächen. Eine alles andere als zu vernachlässigende Folge der Moorsackung ist die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen, die im Torfkörper gespeichert sind.

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Nun ist klar, dass im Donaumoos pro Jahr durchschnittlich 1,3 Zentimeter Moorschicht verloren gehen - ein Wert, der von Ort zu Ort verschieden ist. Ausschlaggebend für diese Erkenntnis ist Datenmaterial aus den Jahren 1996 und 2013/2014, das Verbandsmitarbeiter Jan Rauschenberger sozusagen übereinandergelegt hat. Herausgekommen ist eine Karte des Moosgebiets, die den Torfverlust in diesen 17 bis 18 Jahren zeigt. "Die Ursachen sind allerdings recht unterschiedlich und müssen untersucht werden", erklärte der Fachmann. Um diese Analyse wird sich nun ein Student der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Zuge seiner Abschlussarbeit kümmern. "Wir wissen alle, dass das Moor verschwindet", betonte Hafner. "Aber jetzt ist auch klar, wo es wie viel ist. " Auf diese Weise sei eine bessere Planung von Maßnahmen möglich.

Die Karte zeigt im Detail massive Unterschiede. Im Stengelheimer Raum beispielsweise liegt der Moorschwund im fraglichen Zeitraum überwiegend über 30 Zentimeter. Bis heute dürften es Hafner zufolge noch viel mehr sein, da es seit der Erfassung mehrere sehr heiße und trockene Jahre gab. Unter anderem bei Langenmosen, Obermaxfeld und Berg im Gau fällt der Rückgang hingegen weitaus geringer aus - ebenso bei Lampertshofen, wo das Wasser aus südlicher Richtung ins Donaumoos drückt. Dort erwartet Hafner weitere Verbesserungen, da der Zweckverband dort im Zuge des Moor-Use-Projekts mehrere Drainagen im Erdreich gekappt hat.

Für Günter Krell, den Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz, offenbart die Karte ein massives Problem. "Denn die Flächen mit dem größten Schwund sind diejenigen, wo laut dem Entwicklungskonzept Landwirtschaft die Zielsetzung ist", erinnerte er. Aus diesem Grund hält er gemeinsam mit den Landwirten erarbeitete Lösungen für den Erhalt des Moores für zwingend notwendig. "Wir müssen an Fördermittel für eine moorverträgliche Landwirtschaft kommen", so Krells Forderung, der dabei mit Ludwig Bayer einer Meinung war.

"Das haben wir immer wieder gefordert", so der Kreisobmann des Bauernverbands, der sich darüber ärgerte, "dass im Umweltministerium niemand bereit ist, Geld für den Erhalt des Donaumooses bereitzustellen". Er sieht darin eine gesellschaftspolitische Aufgabe, bei der das Fachressort in München federführend tätig sein sollte. "Schöne Worte helfen nicht, wenn wir kein Geld für eine vernünftige Bewirtschaftung bekommen", so Bayer. Druck aufbauen und gleichzeitig die Datenanalyse als Grundlage für weitere Projekte vorantreiben, sah auch der Pöttmeser Bürgermeister Franz Schindele als richtigen Weg. "Das ist jetzt der richtige Schritt, den hätten wir aber vielleicht schon vor zehn Jahren machen müssen", zeigte er sich selbstkritisch.

Kommentar

Dieser Beschluss war längst überfällig. Nach jahrelangen Debatten gibt es endlich ein einstimmiges Votum aus der Verbandsversammlung des Donaumoos-Zweckverbands, dass der Freistaat Geld für den Erhalt des wichtigen Niedermoores im Zentrum von Neuburg-Schrobenhausen bereit stellen soll. Was als Bitte formuliert ist, muss aber eine knallharte Forderung sein. Denn während Gemeinden, Landkreis und Bezirk seit Jahren mit dieser für den Klimaschutz so bedeutenden Aufgabe schlichtweg überfordert sind, ducken sich die Verantwortlichen in München bequem weg. Das muss endlich aufhören.

Geld vom Staat gibt es für das Donaumoos längst, etwa aus dem Naturschutzfonds. Doch beim Erhalt des Moorkörpers, in dem unzählige Tonnen klimaschädlicher Gase gespeichert sind, passiert aus dieser Richtung wenig bis gar nichts. Dabei müsste die Staatsregierung hier eigentlich Vordenker und -reiter sein und den kleinen Landkreis bei dieser Aufgabe ablösen. Denn nur aus München können finanzkräftige Programme kommen, um den hiesigen Landwirten eine moorschonende Bewirtschaftung zu ermöglichen.

Von der "Fridays for Future"-Bewegung mag man halten, was man will. Das Bewusstsein für unser Klima haben die Proteste jedenfalls geweckt. Wer dazu einen Beitrag leisten will, sollte allerdings im Donaumoos anfangen. Dessen Erhalt wäre nur ein kleiner Schritt im Ringen um den Klimaschutz. Aber ein Schritt, der eigentlich unverzichtbar ist. 

Stefan Janda