Eichstätt
"Verliebt in die deutsche Grammatik"

Chamisso-Preisträgerin María Cecilia Barbetta las am Gabrieli-Gymnasium vor großem Publikum<?ZE>

05.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:18 Uhr
Das Gabrieli-Gymnasium kam dank des LiteraPur-Gastes María Barbetta in den Genuss einer besonderen Lesung. −Foto: Buckl

Eichstätt (EK) Als diese Sätze fielen, staunten die rund 250 Schülerinnen und Schüler nicht schlecht: "Ich habe mich verliebt in die deutsche Grammatik.

Denn die vermittelte mir ein Gefühl von Sicherheit", bekannte die aus Argentinien stammende Autorin María Cecilia Barbetta am Dienstagmittag in der Aula des Gabrieli-Gymnasiums.

Dort war zwar eigentlich eine Lesung aus ihrem preisgekrönten aktuellen Roman "Nachtleuchten" angesetzt, doch daraus gab es nur eine viertelstündige Kostprobe: Vor allem berichtete die 1972 in Buenos Aires geborene und aufgewachsene Autorin im Gespräch mit ihrem Publikum aus ihrem Leben und Werdegang zu einer deutschsprachigen Schriftstellerin. In den Schülerinnen und Schülern der zehnten und elften Jahrgangsstufe fand sie dabei ein ebenso höchst aufmerksam lauschendes interessiertes Auditorium wie am Vorabend an der Uni, wo sie das Festival LiteraPur eröffnet hatte.
Mit von der Partie waren dabei auch die rund zwei Dutzend Deutsch-Lehrkräfte des GG, die mit dieser Lesung zugleich ihre Fachsitzung absolvierten. Vorgestellt wurde Barbetta von Schulleiter Adalhard Biederer, der daran erinnerte, dass die Autorin erst zehn Tage zuvor in Dresden mit dem Chamisso-Preis ausgezeichnet worden war. Der Schulleiter charakterisierte sie als Schriftstellerin, die sich "aus einem persönlichen Sprach- und Kulturwechsel heraus mit den Herausforderungen einer globalisierten Welt beschäftigt".
Ihrem Publikum teilte María Cecilia Barbetta dann zunächst mit, dass sie in Buenos Aires den Deutschen Kindergarten und danach die Deutsche Schule besucht habe, wo ihre Mutter als Lehrerin wirkte. Sie freue sich, an einem Musischen Gymnasium sprechen zu dürfen - "denn ich heiße ja Cecilia, das ist die Patronin der Musik! ".
Schon in ihrer Kindheit habe sie "der Klang der deutschen Sprache fasziniert - als ich das noch gar nicht verstand". Auch in ihren Texten achte sie mit großer Sorgfalt auf den Klang der Sätze und habe Freude an "Worten, die ähnlich klingen, aber ganz unterschiedliche Bedeutungen haben". Bald habe sie sich entschieden Lehrerin zu werden und "Deutsch als Fremdsprache" zu unterrichten. "Ich war 22 Jahre alt, meine Schüler waren zwölf bis 18 Jahre - da war ich denen schon sehr nahe! ". Dabei war es ihr sehr wichtig, dass es nicht darauf ankomme, die Sprache "zu beherrschen": Denn "das ist kein schönes Wort im Umgang mit der Sprache".
Da sie als Deutsch-Lehrerin noch nie in Deutschland war, bewarb sie sich mit Erfolg um ein Stipendium für einen Aufenthalt und landete in München. Auf entsprechende Fragen der Schüler berichtete sie von ihren Eindrücken: "Da lernte ich als Gruß den Ausdruck ,Grüß Gott' kennen - der war mir noch neu! " Eine existentielle Krise hatte sie zu durchstehen, als sie im Jahr 2005 mit nur tausend Euro auf dem Konto arbeitslos wurde. Doch als sie bei einer Fahrt mit dem Rad durch Berlin ein Geschäftsschild mit einem Grammatikfehler sah ("Änderung von Damen, Kinder- und Herrenkleidung: Da fehlte der Strich und das Komma! "), schrieb sie darüber einen Text - der ihr erster Roman wurde und ihr Leben änderte: Es war der Beginn ihrer Karriere als Schriftstellerin.
Nicht nur der lange Applaus am Schluss zeigte, wie gut diese Lesung bei dem jungen Auditorium angekommen war - sondern auch die Tatsache, dass sich dann eine Schlange an Schülern bildete, die Barbettas Roman erworben hatten und ihn sich signieren lassen wollten. Von Eichstätt zeigte sich die in einer katholischen Schule erzogene Autorin entzückt: Sie nutzte ihren ersten Aufenthalt in Eichstätt unter anderem zum Besuch der Walburgis-Gruft und des Hortus Eystettensis. Und sie versprach: "Ich komme bestimmt wieder! "
 

Walter Buckl