Köln
Spannung bis zum Showdown

Kölner "Tatort": Ballauf und Schenk ermitteln im Fall eines Polizistenmordes - Manche Szenen zu plakativ und klischeehaft

07.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:20 Uhr
Kniffliger Fall für die Kölner Kommissare: Klaus J. Behrendt als Max Ballauf. −Foto: Vennenbernd/dpa

Köln (DK) Es gibt "Tatort"-Krimis, die sind eine Wundertüte.

Und es gibt Krimis, da weiß man, was einen erwartet. Hierzu zählen meist die Fälle aus Köln. Und so heißt es auch im neuen "Tatort: Kaputt" mit dem Kommissar-Duo Ballauf/Schenk: Wer klassische Ermittlungsarbeit ohne große Schnörkel und filmische Experimente mag, der ist hier richtig und wird gut unterhalten.

Harte Beats dröhnen nachts aus einem Haus, durch das Fenster sieht man Jugendliche wild tanzen. Dann schwenkt die Kamera in den Garten: Am Boden liegt eine Polizistin. Tot? Kurz darauf bewegt sich ihre Hand, sie versucht aufzustehen. Schnitt. Als die Kommissare am nächsten Morgen das Haus betreten, finden sie die Leiche eines Polizisten. Es stellt sich heraus, dass der gemeinsam mit Kollegin Melanie Sommer auf Streife zu einem Routineeinsatz wegen Ruhestörung in ein leerstehendes Haus gerufen wurden. Dort wurde er hingerichtet, sie schwer verletzt. Erinnerungen an den Abend hat sie keine.

Die Kommissare befragen den Besitzer des Hauses, Gastronom Thomas Theissen. Dessen jüngerer Bruder, der polizeibekannte drogenabhängige Ben, gerät in den Fokus. Doch kurz darauf ist auch er tot - erschossen, als er am Tatort des ersten Mordes versteckte Drogen holen will.

Der Verdacht fällt auf den homosexuellen Partner und Kollegen des ersten Opfers, Stefan Pohl. Wollte er Rache an Ben nehmen? Und welche Rolle spielt der Vorgesetzte der Polizisten? Kommissar Ballauf ermittelt emsig in Richtung Selbstjustiz, was Jütte auf die Palme bringt. Da wird ein zweiter Täter erschossen aufgefunden. Die Suche nach der dritten Person im Haus, Selina Greve (Svenja Jung), läuft auf Hochtouren. Hat die besonnen wirkende Melanie auch alles gesagt, was sie über den Einsatz weiß?

Autor Rainer Butt und Christine Hartmann, die auch Regie führt (bereits ihr achter "Tatort"), haben in den Krimi viel reingepackt: Umgang mit Homosexualität bei der Polizei, Diskriminierung von Frauen im Berufsalltag, Aufarbeitung des Verlustes der Eltern, Drogen, prekäre Lebensverhältnisse, Missachtung der und Gewalt gegen die Polizei, Selbstjustiz, interne Ermittlungen. Die Story ist wendungsreich, der Film hält die Spannung bis zum Showdown, doch manche Szene wirkt allzu plakativ und ungelenk, den klischeehaften Dialogen fehlt der Schliff und die Milieuzeichnung ist allenfalls Routine. Etwa die Szene, als ein Sportwagenfahrer in eine Geschwindigkeitskontrolle gerät, die Polizistin anpöbelt und sie damit demütigt, dass sie wenig verdient. Das kann man geschickter erzählen. Überzeugend hingegen ist die schauspielerische Leistung von Anna Brüggemann als traumatisierte Melanie. Stark gespielt!

"Tatort: Kaputt": Pfingstmontag um 20.15 Uhr in der ARD.

Volker Bergmeister