München
Immer an der Grenze entlang

Die Schauspieler Sebastian Bezzel und Simon Schwarz erkunden die Nachbarländer Bayerns

17.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:27 Uhr
Sabine Busch-Frank
16 Drehtage für vier Sendungen waren Sebastian Bezzel und Simon Schwarz unterwegs. Hier sitzen sie in einem 70er-Jahre-Oldtimer. −Foto: BR/Labo M

München (DK) Wer schon jemals Winterkartoffelknödel genossen hat, um dann den Dampfnudelblues zu bekommen oder gar ins Sauerkrautkoma zu fallen - der kennt auch die Schauspieler Sebastian Bezzel und Simon Schwarz. Als der aufs Land strafversetzte Polizeiwachtmeister Franz Eberhofer und sein Münchener Ex-Kollege Rudi Birkenberger ermitteln sie in Niederkaltenkirchen blutig-bayerische Verbrechen nach den Romanen von Rita Falk.

Die beiden Schauspieler, die schon seit Marcus Rosenmüllers Nachkriegsolympiafilm "Schwere Jungs" befreundet sind, haben jetzt für das Bayerische Fernsehen einen Reportagevierteiler gedreht. Unter dem Titel "Bezzel & Schwarz - Die Grenzgänger" reisen sie in alle vier Himmelsrichtungen, immer den bayerischen Grenzverlauf entlang. Sie suchen während der Sendung die Begegnung mit den Menschen diesseits und jenseits der Grenze, lassen sich lokale Spezialitäten schmecken und treffen interessante Gesprächspartner: Eine Frau, die jeden Morgen durch den Grenzfluss zur Arbeit schwimmt, einen Asylbewerber mit Bergführerschein, einen Fischer mit Gesangsausbildung oder ein Ehepaar mit Uhren-Sammelwut.

Sechzehn Drehtage, von denen Simon Schwarz findet "Es hat sich eher wie drei Wochen angefühlt!" haben sie dafür gemeinsam absolviert und sind dabei von ihrer eigentlichen Profession, dem Schauspielern, ins journalistische Genre abgewandert. "Was wir als Drehbuch bekommen haben, waren eher ein paar Blätter Papier, natürlich ohne Text, eher in Richtung von freundlichen Vorschlägen. Da hieß es dann: Ihr trefft morgen den Markus, der ist Gleitschirmflieger und bringt euch über die Grenze nach Tirol zum Albert, der brennt Schnaps.", erzählt Bezzel. "Unser Regisseur Stefan Kauertz hat sehr darauf geachtet, dass wir erst angefangen haben, uns mit den Gegenübern zu unterhalten, wenn auch die Kamera lief. So sollte das Gespräch möglichst spontan bleiben. Das hat sich schon komisch angefühlt, wenn man sich nicht einmal begrüßen soll, aber gleich zusammen gefilmt wird. Aber ich glaube, es hat ganz gut geklappt." Manche Ideen aus dem Drehplan seien dann gar auch nicht weiter verfolgt worden, erzählen die Schauspieler dem DONAUKURIER beim Gespräch in München.

"Wir hätten uns vermutlich frotzeln und immer miteinander messen sollen - aber das sind wir einfach nicht", erinnert sich Simon Schwarz. Die beiden Schauspieler, obgleich privat zwei Stunden voneinander entfernt lebend und oft beruflich unterwegs, halten regelmäßig Kontakt. "Wir sind beide nicht auf Instagram und Facebook, aber wir sind echte Freunde", resümieren sie. Und wenn Freunde zusammen verreisen, dann geht es locker und entspannt zu.

Heraus kam also eine Reportage, wie sie wohl mancher gerne selbst erleben würde: Ungezwungen mit Einheimischen plaudern und ein Übersetzer ist zur Stelle, wenn vonnöten. Skurrile, unvergessliche Besonderheiten entdecken, die in keinem Reiseführer stehen. "Als journalistische Arbeit würde ich das Ganze aber nicht bezeichnen", merkt Bezzel an. "Wir sind da sicher nicht schonungslos investigativ. Und es ist auch ziemlich anstrengend. Du erlebst ja den ganzen Tag etwas, triffst ständig auf neue Menschen - da bist Du abends einfach platt. Immerhin ist es nicht so krass wie eine Kinotour. Da heißt es nämlich immer: Handschlag - Foto - freundlich sein. Und das mit hunderten Menschen!"

Obwohl es inhaltlich keine Berührungspunkte mit den nahrhaften Titeln der Falk-Kriminalromane gibt, spielt auch bei den Grenzlanderkundungen das Essen eine große Rolle. "Wir haben im Fichtelgebirge sagenhafte Wildkräuterknödel gemacht," schwärmt Schwarz, "oder in Bayerischzell mit einer Bäuerin "Kiache", ein herzhaftes oder süßes Schmalzgebäck gebacken. Auch von daher war es eine grandiose Erfahrung, denn bei so einer Erkundung kommt ja eben nicht gerade der Aufschnitt vom Discounter auf den Tisch." "Und wir essen beide sehr gern!"; sekundiert Bezzel.

Wenn die Schauspieler privat reisen, dann muss es auch nicht wochenlanges Herumaalen an Traumstränden sein. Schwarz erzählt: "Einen ganz tollen Urlaub hatte ich mal mit meinem Sohn in Rom, da hat uns eine junge Kunstgeschichtlerin durch die Museen und die Stadt geführt, das war genial." Die Recherchereise hat also für beide Schauspieler vieles verbunden, was sie auch privat mögen: Mit netten Menschen reisen, Sport, Geschichte und immer wieder gutes Essen. Ein Job zum eifersüchtig werden - aber immerhin kann man vom Sofa zuhause aus mit auf die Reise gehen.

"Bezzel & Schwarz - Die Grenzgänger": Die vier Sendungen laufen ab 1. Juli jeweils montags um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen.

Sabine Busch-Frank