Wettstetten
Der "Wischkastl-Pfarrer" und die App

Wettstetten setzt als erste Pfarrgemeinde im Bistum Eichstätt auf einen neuen Informationskanal

19.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:28 Uhr
Pfarrer Klaus Gruber zeigt die Pfarrei-App. −Foto: Gülich

Wettstetten (DK) Als "Wischkastl-Pfarrer" ist er nicht nur in seiner Pfarrei Sankt Martin, sondern auch darüber hinaus bekannt: Der Wettstettener Pfarrer Klaus Gruber benutzt auch während der Gottesdienste gerne sein Tablet anstelle von gedruckten Texten und Notizen und gilt als überaus technikinteressiert. So ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet in seiner Gemeinde die erste Pfarrgemeinde-App des Bistums Eichstätt an den Start gegangen ist.

Dabei war er anfangs selbst eher zurückhaltend, als das Angebot einer Pfarrei-App von der Firma Belhane Media an ihn herangetragen wurde. "Man muss ja nicht gleich alles mitmachen, war meine spontane Reaktion", berichtet Gruber. Zu denken gegeben habe ihm dann allerdings, dass die "altehrwürdige, bodenständige Pfarrei Mindelstetten" (die zum Bistum Regensburg gehört), bereits eine Gemeinde-App zur Verfügung habe. "Als ich das gesehen habe, habe ich doch nochmal darüber nachgedacht und mir das Konzept genauer angeschaut", erzählt Gruber augenzwinkernd. Ausschlaggebend sei aber gewesen, dass er sich gut habe vorstellen können, "dass so was bei uns in Wettstetten läuft und angenommen wird".

"Klare Linien und Übersichtlichkeit" sind ihm wichtig, das Ganze "soll nicht überfrachtet werden". So sind in der App die Öffnungszeiten des Pfarrbüros, die Tagesliturgie, der aktuelle Pfarrbrief sowie der wöchentliche Kirchenzettl zu finden. Des Weiteren kann sich der Nutzer bisher unter den Rubriken "Gruppen", "Kindergarten" und "Sakramente" informieren. "Da kann natürlich noch was dazukommen im Lauf der Zeit. Und wenn es etwas Aktuelles zu melden gibt, geht das über sogenannte Push-Nachrichten", erklärt der Geistliche.

Dabei sei die App nicht nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher und ins Gemeindeleben integrierte Nutzer gedacht, sondern gerade auch für die weiter entfernten, fügt Medienberater Gerulf Belhane hinzu. "Man muss nicht gleich in die Kirche und kann ohne Berührungsangst mitbekommen, was in der Pfarrei so passiert", erläutert der App-Entwickler, der aktuell einen großen Bedarf für Kirchengemeinden auf diesem Gebiet sieht. Der Vatikan habe zwar eine App, aber da, wo das Leben pulsiere, nämlich in den Pfarreien, gebe es bisher nur sehr selten etwas Entsprechendes. "Die App soll den Kirchen-Entfremdungsfaktor schmälern", fasst Belhane zusammen.

Ob das gelingen wird, hängt wohl vor allem vom Bekanntheitsgrad der App im Ort ab. Pfarrer Gruber sieht in der neuen Möglichkeit in erster Linie eine Ergänzung zum sonstigen Informationsangebot der Gemeinde: "Unser Kirchentor steht offen, es gibt den Pfarrbrief, den Kirchenzettl und die Website. Die App fehlt noch. Ich finde, es ist unsere Aufgabe, in allen Medien präsent zu sein", so der Pfarrer.

Die Statistik gibt ihm recht: 2018 waren rund 57 Millionen Menschen in Deutschland im Besitz eines Smartphones, vor allem in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind die Geräte mit einem Nutzeranteil von über 95 Prozent nicht mehr wegzudenken. Dass es trotzdem immer auch Gemeindemitglieder gibt, die "mit dem ganzen neumodischen Zeig" nichts anfangen können, ist dem Pfarrer natürlich bewusst.

Finanziert wird die App über örtliche Sponsoren, "die Kirchenkasse wird dafür also nicht angetastet", hält Gruber fest. Die App "Pfarrei Wettstetten" steht zum kostenlosen Download im Google Play Store und im App Store zur Verfügung. "Wischkastl-Pfarrer" Gruber kündigt an: "Den Wettstettenern wird ab jetzt an vielen Stellen der QR-Code der App begegnen. Einfach einscannen und dann: Herzlich willkommen in der Pfarrei Sankt Martin."

Anne Gülich