Ingolstadt
Den Traum im Sucher

Ingolstädter Fotografin Kathrin Schafbauer begleitet Radsportteam Katusha Alpecin bei Giro d'Italia und Tour de France

21.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:29 Uhr
Hautnah ist Kathrin Schafbauer mit ihrer Kamera an den Radprofis dran, die sich bei den großen Rundfahrten wie dem Giro d?Italia - im Bild das Mannschaftszeitfahren - und der Tour de France messen. Mit ihrem Engagement als Teamfotografin in dieser Männerwelt ging für sie ein Traum in Erfüllung. −Foto: Kathrin Schafbauer, Kaczynski

Ingolstadt (DK) Schon seit ihrer Kindheit begeistert Kathrin Schafbauer das Fotografieren.

Ihr Vater - selbst ein passionierter Hobbyfotograf - zeigte der Ingolstädterin früh, wie man mit der Kamera umgeht und brachte ihr das Einmaleins des Bildermachens bei, damals noch komplett analog: "Wir hatten im Keller ein kleines Labor, in dem wir gemeinsam die Abzüge entwickelt haben. Dabei ist die Faszination fürs Fotografieren entstanden", erzählt die Fotografin, die seither selten ohne Kamera aus dem Haus ging und bei jedem Anlass Bilder schoss.

"Trotzdem habe ich das zunächst nicht als Beruf in Betracht gezogen, sondern als Hobby gesehen", blickt die 32-Jährige zurück. So entschied sie, an der TU Ilmenau Angewandte Medienwissenschaft zu studieren, wo dann die Kommilitonen als Motiv herhalten mussten. Die Aufnahmen der Studentin wurden kreativer und schließlich kamen im digitalen Zeitalter die sozialen Medien zu Hilfe.

Verantwortliche der Universität wurden auf ihre hochgeladenen Alben aufmerksam und engagierten die Ingolstädterin für Veranstaltungen der Hochschule, weitere Aufträge folgten. "Für eine Studentin eigentlich ein ganz cooler Job", lacht Kathrin Schafbauer, die für ihre Masterarbeit nach Ingolstadt zurückkehrte und sich gemeinsam mit einer Freundin ein kleines Studio mietete.

Schließlich stand sie vor sechs Jahren vor der Entscheidung, sich einer Agentur anzuschließen oder den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Ingolstädterin ging das Risiko ein und traf damit den richtigen Entschluss: Das Geschäft der 32-Jährigen läuft, sogar viel besser als erhofft.

Seit kurzem hat Kathrin Schafbauer ein ganz besonderes Betätigungsfeld erobert: den Radrennsport. Bei freien Projekten hatte sie in Südafrika und am Großglockner Radrennfahrer fotografiert und mit den dabei entstandenen Aufnahmen völlig unerwartet auf Instagram eine unglaubliche Reichweite erzielt: "Auf einmal hat mich Rick Zabel angeschrieben und wollte mit mir eine Fotosession in Frankfurt machen", erzählt die Ingolstädterin immer noch überwältigt. Der Kontakt zum Sohn von Radsport-Legende Erik Zabel war für die Fotografin der Türöffner, doch vor allem hat der Stil der Fotografin, die eher aus dem Mode- und Lifestyle-Bereich kommt, die Verantwortlichen überzeugt: "So wurde ich von seinem Team zu einem Rennen nach Österreich eingeladen. "

Doch es kam noch besser: Katusha Alpecin engagierte sie als Teamfotografin. "Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung", schwärmt die Ingolstädterin, die erst seit ein paar Jahren passionierter Radsport-Fan ist. "Ich konnte es gar nicht glauben. Ich wollte schon immer bei einem großen Rennen dabei sein, hielt das aber für unerreichbar. "

Jetzt ist sie ganz nah dran an den Radprofis, beim Trainingslager auf Mallorca, kürzlich beim Giro d'Italia, bald bei der Tour de France und der Deutschland-Tour - und blickt dabei auch hinter die Kulissen: "Ich begleite das Team nicht nur bei den Rennen, sondern mache auch Reportagen über die Hintergründe. "

Dabei hält sie mit der Kamera fest, wie ein Renntag aussieht, welcher Tross hinter dem Team steckt oder was die Fahrer außerhalb der Strecke so tun. Die entstandenen Aufnahmen erscheinen nicht nur in den teaminternen Publikationen, sondern auch bei den Sponsoren der Truppe und in Radmagazinen. "Das macht einfach unglaublich viel Spaß", freut sich die Fotografin, die für ihre vielen Aufträge ständig unterwegs ist. "Locations suchen, Outfits zusammenstellen, Looks kreieren, das Shooting selbst und hinterher die Retusche - da kommen schon einige Tage zusammen, bis ein Projekt beendet ist", sagt die Ingolstädterin.

Ihr Mann Florian muss sie daher oft entbehren, hat sich aber auf die Situation eingestellt: "Es war von Beginn an klar, dass ich nicht nur am Standort Ingolstadt bleibe, weil meine Kunden breitgefächert und international sind", meint die 32-Jährige, die am liebsten Menschen ganz natürlich fotografiert und sich im Bereich Modefotografie noch weiterentwickeln möchte: "Ich belasse die Bilder am liebsten ohne große Nachbearbeitung. Ich mag Emotionen und arbeite gerne kreativ mit einer coolen, faszinierenden Umgebung oder Landschaft. "

Als stärkste Herausforderung sieht die Fotografin das Wetter, weil sie fast immer mit natürlichem Licht arbeitet: "Das ist der größte Nervenkitzel, vor allem wenn es regnet. " Von all ihren Projekten bleibt aber der erste Giro d'Italia voriges Jahr die bislang schönste Erfahrung: "Das war unglaublich emotional, ich war völlig geflasht, weil es so ein großes Ding war. Für mich war es ein Riesen-Highlight, im Inner Circle dieser Männerwelt als Frau dabei zu sein, davon hatte ich immer geträumt. "

Im Juli geht dieser Traum für Kathrin Schafbauer weiter - denn dann startet die Tour de France, und die Ingolstädterin wird als Teamfotografin wieder hautnah mit dabei sein.

Sabine Kaczynski