Ingolstadt
Gericht lehnt Haftaussetzung ab

Prozess um versuchten Mord in Ingolstädter Tiefgarage geht in die Endphase

24.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:31 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Angeklagten im sogenannten Tiefgaragen-Prozess bleiben weiter hinter Gittern. Die 1. Strafkammer am Landgericht Ingolstadt lehnte am Montag die Anträge der Verteidigung ab, die Haftbefehle gegen die zwei 46 und 56 Jahre alten Männer sofort aufzuheben. Staatsanwältin Sandra von Dahl wirft den Beschuldigten versuchten Mord vor; sie sollen im März 2018 einen 42-jährigen Gastwirt in einer Ingolstädter Tiefgarage attackiert und niedergeschossen haben.

"Der dringende Tatverdacht besteht weiter fort", begründete der Vorsitzende Richter Jochen Bösl, zugleich Landgerichtsvizepräsident, die Ablehnung der Verteidigeranträge. Die Beweisaufnahme sei noch immer nicht abgeschlossen, wesentliche Argumente würden erst noch zur Sprache kommen. Dem Gericht bleiben nach aktueller Zeitplanung jetzt weitere drei Verhandlungstage, um alle offenen Fragen in dem Fall zu klären.

Die beiden Angeklagten bestreiten, mit der Tat etwas zu tun zu haben. Der Angriff auf den griechischen Gastwirt hatte am 18. März vergangenen Jahres im Ingolstädter Nordwesten stattgefunden. Dreh- und Angelpunkt des Hinterhalts in einer Tiefgarage scheint ein seit vielen Jahren bestehendes außereheliches Verhältnis des von vier Schüssen getroffenen Familienvaters mit einer ebenfalls verheirateten Frau zu sein. Sie erwartete damals ein Kind von ihm, hatte dem Griechen gegenüber aber ihren Ehemann als Vater angegeben. Die 36-jährige Geliebte hatte zwischendurch auch eine sexuelle Beziehung mit einem der Angeklagten. Das über mehrere Jahre andauernde Verhältnis mit dem Griechen hatte sie bis kurz vor Prozessbeginn aufrechterhalten.

Das Opfer hatte gleich nach dem Hinterhalt, bei dem es durch einen Kopfschuss und drei weitere Treffer in Rücken und Arm verletzt worden war, einen 51 Jahre alten Ukrainer aus Ingolstadt als Tatverdächtigen genannt. Er habe den Mann, mit er er einmal Ärger in seinem Lokal hatte, an dessen Augenpartie erkannt, sagte der Grieche. Der Osteuropäer galt für kurze Zeit als Hauptverdächtiger und war festgenommen worden, allerdings ließ sich eine Tatbeteiligung nicht belegen. Die Verteidigung geht aber nach wie vor davon aus, mit ihren Mandanten säßen die Falschen auf der Anklagebank.

Die Frau des Ukrainers sprach gestern im Zeugenstand davon, ihr Mann würde zwar gerne Alkohol trinken, sei aber grundsätzlich nicht gewalttätig. Der 51-Jährige weist sehr große Ähnlichkeiten mit einem der Angeklagten auf, wie sich Strafkammer, Staatsanwältin und Verteidigung gestern überzeugten. Er hat für die fragliche Nacht ein Alibi, war zunächst bei einer Betriebsversammlung gewesen, hatte anschließend mit einigen Männern an einer Tankstelle im Süden Ingolstadts Whisky und Cola besorgt, um die Getränke dann bei einem Bekannten zu trinken, und zwar bis gegen 22 Uhr - zur selben Zeit erfolgte der hinterhältige Angriff in der Tiefgarage. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

Horst Richter