Bergheim
"In Eichstätt geht's, bei uns nicht"

Warten auf das Landratsamt: Vom Eichenprozessionsspinner befallene Bäume in Unterstall werden vorerst gekürzt

25.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:32 Uhr
Der Hebauf für die Blockhütten des Waldkindergartens wird an diesem Donnerstag um 15 Uhr gefeiert. −Foto: Hammerl

Bergheim (DK) Die vom Eichenprozessionsspinner befallenen Eichen an der Holzgasse in Unterstall sollen eingekürzt werden - jedenfalls wenn es nach dem Bergheimer Gemeinderat geht.

Bürgermeister Tobias Gensberger (DG Bergheim) hatte den Beschlussvorschlag kurzfristig auf die Tagesordnung setzen lassen. Das sei mit Landrat Peter von der Grün in einem viertelstündigen Gespräch so besprochen worden, erklärte der Rathauschef vor der Abstimmung, die nach ausgiebiger, teils emotional geführter Diskussion, einstimmig erfolgte. 17 Zuhörer waren zur Sitzung gekommen, darunter etwa zur Hälfte Anwohner der Holzgasse in Unterstall. Sie hatten auf eine Entscheidung des Landratsamtes über den Antrag auf Fällung gehofft, doch der Bescheid werde erst diese Woche erstellt, teilte der Bürgermeister mit.

Für kommenden Freitag sei mit den Firmen Pelzer und Hecht aus Karlshuld vereinbart, vier Bäume einzukürzen. Hermann Hauck (CSU) schlug vor, die Bäume auf eine Stammhöhe von 1,5 Meter zu kürzen, aber da winkte Gensberger ab, das werde das Landratsamt sicher nicht zulassen. Michael Kaufmann befürchtete, das Einkürzen verringere die Chance auf Genehmigung der Fällung, doch Gensberger verwies darauf, dass sonst noch mehr Zeit verloren ginge für die Anwohner, wenn das Landratsamt bei seiner ablehnenden Haltung bliebe.

Zweite Bürgermeisterin Claudia Heinzmann fürchtet seit dem Ortstermin, dass sich wegen der Brutzeit bis Ende September keine dauerhafte Lösung ergeben werde. "Da stimmt was nicht im Landratsamt", erboste sich Karl Braun (BG Unterstall), "in Eichstätt geht's einfach, bei uns nicht. " Gensberger beteuerte, ihm seien die Hände gebunden, zumal ihm bereits ein Disziplinarverfahren angedroht worden sei. Das ginge doch gar nicht, meinte Dritter Bürgermeister Thomas Bauer, erhielt aber die Antwort, laut Abteilungsleiter Michael Dick sei der Gemeinderatsbeschluss vom März, die Eichen zu fällen, rechtswidrig. Albert Zeller (DG Bergheim) sprach von einem Schildbürgerstreich, worauf Gensberger anmerkte, da säße jemand auf einem hohen Ross, womit er explizit nicht den Landrat meine. Einem Anwohner erteilte Gensberger Rederecht. Gerhard Jahn schilderte die Sorgen der Anwohner, berichtete von Raupen auf den Fensterbänken und von Hautausschlägen, unter denen Betroffene sehr litten. Das dauere nun schon Wochen an, daher wünschten sich die Anwohner, dass die Gemeinde ihren Forderungen gegenüber dem Landratsamt Nachdruck verleiht.

Als es um den Bebauungsplan Bergheim-Süd ging, übernahm Heinzmann die Sitzungsleitung, da Gensberger sich für befangen erklärte. Hintergrund ist, dass das benachbarte Betriebsgrundstück seiner Eltern von der Planung mitbetroffen ist. Das Grundstück soll zukünftig für Wohnbebauung genutzt werden statt wie bisher gewerblich als Düngelager. Deshalb und wegen der Nachbarschaft zu einem Gewerbebetrieb, muss eine 0,85 Hektar große Fläche überplant werden. Zugleich soll die zulässige Lärmbelastung festgesetzt werden.

Einstimmig segnete das Gremium mehr Mittel für die Integrationskindergärten des Vereins Frühförderung und Maria Montessori ab. Als es erstmals beantragt worden war, den Gewichtungsfaktors auf 4,5 + x zu erhöhen, hatte der Gemeinderat das Ansinnen knapp mit 6:6 Stimmen abgelehnt. Nun erläuterten Ruth Zettel vom Verein Frühförderung und Monika Dörr von Maria Montessori, warum sie mehr Mittel benötigten. Vor allem hatten die Räte Sorge, der unbekannte Faktor x werde zu einem Fass ohne Boden. Dem sei nicht so, versicherten die Damen, es würden nur entstandene Kosten zugrunde gelegt und die Höhe sei durch den jährlich festgelegten Personalschlüssel limitiert.

Alexander Hammerl