Greding
Freud und Leid am Friedhof

Die Emotionen der Athleten lassen sich am steilen Kalvarienberg in Greding am besten beobachten

07.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:41 Uhr
Pechvogel am Kalvarienberg: Für Timm Poetting aus Bielefeld endet der Challenge am Südzipfel der Radstrecke. Sein Schaltwerk ist abgerissen und hat das Rad beschädigt. −Foto: Luff

Greding (HK) Es sind die kleinen Geschichten, die den Reiz des Kalvarienbergs in Greding ausmachen - Geschichten von Glücksgefühlen und von Pech.

Besonders gut in den Gesichtern der Sportler abzulesen, die hier so langsam wie nirgends sonst auf der Radstrecke unterwegs sind.

Fürs Glück sind auf Mitte des Berges vor allem die beiden Moderatoren Max Dorner und Benjamin Koch zuständig, weiter oben die Chinelos aus Hausen, die mit Sambarhythmen den Anstieg für viele Athleten nicht ganz so schwer erscheinen lassen. Alex Maier aus Ravensburg etwa lässt ausschweifend seine Hüften kreisen, als er die Gruppe passiert; sein Tanz auf dem Rad, lächelnd ausgeführt, lässt ihn beinahe stürzen.

Ohnehin ist es ein Glück fürs Stimmungsnest, dass die Trommelgruppe heuer nach einer Pause wieder Zeit für den Challenge gefunden hat. Wer wirklich beißen muss, wenn es am Bergfriedhof vorbeigeht, der ist dankbar, dass er musikalisch gepusht wird, viele hochgereckte Daumen der Sportler zeigen es an. Bei der Britin Kathryn Murtagh nutzt das aber nichts: Der anstrengendste Anstieg des Radkurses ist zu viel für sie. Sie steigt ab, schiebt ihr Rad mit einem Lächeln an der Trommelgruppe vorbei.

Absteigen muss auch der Bielefelder Timm Poetting, ausgerechnet auf Höhe des Friedhofs muss er seine Finisher-Träume begraben: Ihm reißt das Schaltwerk ab, schlägt ans Rad. "Der ganze Rahmen ist im Eimer", stellt Poetting enttäuscht fest. Viele Schulterklopfer versuchen, ihm Trost zu spenden. Der Kalvarienberg ist eben tatsächlich ein "Highway to hell", wie es aus den Boxen dröhnt. Und nicht nur dort: Sophie Johnson aus England schafft das Kunststück, trotz der Anstrengung lautstark mitzusingen, ihre AC/DC-Version schallt den Berg hinauf, denn Moderator Benjamin Koch hält ihr über bestimmt 50 Meter sein Mikro vors Gesicht.

Als ehemaliger Teilnehmer schafft er es spielend, den einen oder anderen Sportler laufend zu eskortieren - besonders gern macht er das bei Bekannten aus dem Landkreis; Theresa Wild beispielsweise radelt bis zum Parkplatz der Martinskirche in Begleitung. Jubel brandet auf. Die Aufmerksamkeit nutzt Kendra Goffredo aus den USA, die Wild quasi im Schlepptau hat, auf ihre Weise: Kerzengerade richtet sie sich auf und winkt dem Publikum huldvoll zu als wäre sie die englische Königin.

Volker Luff