Ingolstadt
Viele bekannte Namen, aber wenige Frauen

Hoffnungsträger, Männerdominanz, Quereinsteiger, Abtrünnige: Fragen zur Stadtratsliste der CSU

16.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:29 Uhr
Bezirksrat Michael Kern kandidiert auf Platz 13 der CSU-Liste. −Foto: Archiv

Ingolstadt (sic) Er kandidiert in einer aussichtsreichen Position: Michael Kern, promovierter Jurist und seit vergangenem Herbst Mitglied des Bezirkstags von Oberbayern, bewirbt sich auf Platz 13 der CSU-Stadtratsliste um ein Mandat; eine sichere Sache, wie die Erfahrungen aus zurückliegenden Kommunalwahlen zeigen.

Doch Kern liegt nichts ferner als eine hochtrabende Attitüde. Er blieb gestern im Gespräch mit dem DK streng im Konjunktiv: "Wenn ich in den Stadtrat gewählt werden würde. " Denn er weiß: "Bei Wahlen ist alles möglich. "

In seinem neuen Ehrenamt als Bezirksrat gehe er "voll auf", erzählte Kern, "und zwar mit größter Freude". Sollte er also im März in den Stadtrat gewählt werden, will er dazu beitragen, "die Verzahnung zwischen Bezirk und Stadt zu verstärken".

Eine Stadtratsliste aufzustellen, "die möglichst alle berechtigten Interessen unter einen Hut bekommt, ist die schwerste Aufgabe, die ein Kreisverband alles sechs Jahre erfüllen muss". Kern findet, dass dies "sehr zukunftsgewandt und mit kompetenten Leuten" gelungen sei. Sicher: Da ist der auffällig niedrige Frauenanteil von nur rund einem Viertel auf der Liste. Das entspreche zwar in etwa auch dem Gesamtanteil der weiblichen CSU-Mitglieder, sagt der 43-Jährige. "Aber ganz klar: Die CSU muss weiblicher werden. "

Und da ist das leise Gegrummel an der CSU-Basis über bekannte Quereinsteiger, die auf aussichtsreichen Plätzen in den Wahlkampf ziehen. Dazu Kern: "Eine Partei darf kein eigener Kosmos sein, kein abgeschlossener Zirkel, der sich nur mit sich selber beschäftigt. " Deshalb sei Offenheit für Bereicherungen von außen wichtig. In der CSU könne sich "jeder komplett einbringen", sagte Kern.

Eine größere Gruppe junger Parteimitglieder will das (zumindest bis auf Weiteres) nicht mehr: Markus Meyer, Stadtrat seit 2014 und Chef der Ingolstädter Jungen Union, wird mit anderen jungen Leuten - darunter Sybille Gruber, Veronika Hagn, Sofie Nixdorf und Matthias Witzani - am kommenden Sonntag im District Five an der Donaustraße eine eigene Liste aufstellen. Ein ungewöhnliches Solo für Nachwuchskräfte der CSU. Michael Kern spricht von einer "pfiffigen Idee junger Leute, die sich zu einem sportlichen Wettbewerb entschlossen haben". Die JU-Separatisten seien für ihn aber keine Konkurrenten, betont er, sondern "lieb gewonnene Mitbewerber". Die Liste der CSU bietet einige Überraschungen. Etwa den Kandidaten mit der Startnummer 46: Michael Mißlbeck, der Sohn von Bürgermeister Sepp Mißlbeck (einst Freier Wähler, seit 2017 UDI-Mitglied). Oder, wie berichtet, Michael Schmatloch (Platz 12), er war von 2004 bis 2011 Chefredakteur des DK. Die bekannte Stadträtin Christina Hofmann (beruflich Konrektorin der Lessing-Mittelschule) tritt nach zwei Amtszeiten nicht mehr an. Dafür erstmals (auf Platz 47) ihr Vater: Josef Braun, Grundschulrektor im Ruhestand. "Ich habe gleich gesagt, ich will auf einen hinteren Platz", erzählt er. Das Aufstellen einer Stadtratsliste sei "sehr anspruchsvoll, denn da müssen viele unterschiedliche Charaktere drauf". Der frühere Umweltberater der Grundschulen besetzt die Schwerpunkte Ökologie und Soziales. Braun gehört unter anderem der Arbeitsgruppe Fair Trade sowie mehreren kirchlichen Gremien an.

Er hat auch über den geringen Frauenanteil nachgedacht und gibt zu bedenken: "Es ist ganz schwer, genügend Frauen zu finden. " Ein Stadtratsmandat sei ein sehr zeitaufwendiges Ehrenamt mit vielen Abendterminen. Da seien die Mütter kleiner Kinder leider benachteiligt.

Brigitte Mader (Platz 16) bestätigt das: "Ich freue mich auf den Wahlkampf! Denn ich bin generell sehr gerne in der Stadt präsent, aber das geht nur dank des großen Verständnisses meines Mannes und meiner Kinder. " Wer seinen Wählerauftrag gewissenhaft erfülle, müsse viel unterwegs sein. Brigitte Mader ist seit zehn Jahren Vorsitzende der Frauen-Union in Mailing-Feldkirchen. "Ich habe mich sehr bemüht, mehr Frauen für eine Kandidatur zu gewinnen, aber sie haben leider abgesagt - aus verschiedensten Gründen. "