Schrobenhausen
Einsame Zeiten im interkulturellen Garten

Kommunalpolitiker lassen Seniorenbeiräte im Garten sitzen

25.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:25 Uhr
Ja, wo sind sie denn? Die Mitglieder des Schrobenhausener Seniorenbeirates und Seniorenreferent Christian Spreitzer (proSob) warten auf den Stadtrat, der laut offizieller Tagesordnung vor seiner Sitzung in Drei Linden vorbeischauen sollte. Doch die Beiräte blicken vergebens? −Foto: Spindler

Schrobenhausen (jsp) So wenige Stadträte waren noch nie bei einem offiziellen Termin: Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) hatte vor der jüngsten Stadtratssitzung zum Besuch des interkulturellen Gartens geladen. Immerhin ein Projekt des Seniorenbeirats, einem offiziellen Gremium der Stadt mit Satzung. Und es kamen? Nun? Richtig: null Stadträte. Keiner.

Stopp, stimmt nicht. Christian Spreitzer (proSob) ist da. Der ist Seniorenreferent des Stadtrates und sozusagen zuständig für den Seniorenbeirat. Auch er sitzt zusammen mit fünf Seniorenbeiräten im sommerlichen Garten in Drei Linden. Und sie warten. Nicht einmal der Einladende, der Bürgermeister, schaut vorbei. Auch nach einer Viertelstunde - dem berühmten akademischen Viertel - lassen sich keine Stadträte blicken; egal, ob mit oder ohne akademische Weihen?

Die Enttäuschung ist den Seniorenbeiräten, die vor drei Jahren mit viel Engagement und Herzblut das Projekt für In- und Ausländer in der Kleingartenanlage aus der Taufe gehoben haben, deutlich anzumerken. "Ich bin nicht besonders glücklich", sagt Spreitzer an Ort und Stelle des (Nicht)Geschehens. Er hätte schon mit fünf Kollegen aus dem insgesamt 24-köpfigen Stadtrat gerechnet, sagt er. In der Gartenlaube sitzend kündigt er an: "Im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung werde ich eine Anfrage dazu stellen."

Dass niemand vorbeischaut in Drei Linden, könne nicht an der Technikpanne des Ratsinformationssystems (wir berichteten) gelegen haben, die um ein Haar die Sitzung zu Fall gebracht hätte. Alle Stadträte bekämen ja noch persönlich eine schriftliche Einladung für die Sitzung per Brief zugestellt. Und Spreitzer selber, so sagt er, habe dafür gesorgt, dass eine genaue Wegbeschreibung bei dem Termin zu Papier gebracht werde. Immerhin mit den Mitgliedern des Rechnungsprüfungsausschusses zeigt sich Spreitzer gnädig: "Die haben noch ganz schön was zu beraten."

Einer der wartenden Seniorenbeiräte hätte für den Stadtratsbesuch auch schon ein Thema gehabt, das er ansprechen wollte. Immer wieder kämen Eltern mit ihren Kindern am interkulturellen Garten vorbei. Die Kleinen wollten vor allem bei sommerlicher Hitze gerne in den kleinen Bach gehen. Doch das sei zu gefährlich, so der Seniorenbeirat. Darum wollte er beim Besuch des Stadtrates, darum bitten, ob etwas dafür getan werden könnte, dass Kinder gefahrlos mal ins kühle Nass gelangen könnten.

Nach 36 Minuten Wartezeit haben die Seniorenbeiräte genug. "Da kommt niemand mehr", sagt einer. Es wird noch mal kurz Ausschau gehalten. Stimmt: Kein Stadtrat weit und breit.

Übrigens: Spreitzer hält Wort und fragt am Ende der öffentlichen Stadtratssitzung mal nach, warum den niemand gekommen sei, trotz rot vermerktem Hinweis auf der schriftlichen Einladung. "Der Seniorenbeirat war sehr, sehr, sehr enttäuscht", beschreibt Spreitzer die Gemütslage bei den Sitzengelassenen. Schweigen im Sitzungsraum. Der Bürgermeister erhebt das Wort: "Rüffel angekommen." Und Stephan nimmt für sich in Anspruch: "Ich kenne das Gelände ja schon."