Geisenfeld
Ihr Glaube gibt ihr immer wieder Kraft

"Was macht eigentlich..?" - Im ersten Teil der Serie hat sich unsere Zeitung mit Schwester Alvita unterhalten

13.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:10 Uhr
Als Gründerin der Missionsbastelgruppe hat Schwester Alvita in ihrer Geisenfelder Zeit stets tatkräftig bei allen Verkaufsanlässen mitgeholfe (oben). Mittlerweile wohnt die 87-jährige Ordensfrau im Freisinger Schwesternheim St. Klara, wo sie nicht nur an der Pforte sitzt, sondern auch noch bei vielen weitere Dingen mithilft. −Foto: Vitus Hollweck/privat

Geisenfeld (GZ) "Was macht eigentlich.

. ? " lautet der Titel einer kleinen Sommerserie der GZ. Sie widmet sich Personen, die in früheren Jahren im öffentlichen Leben der Stadt eine Rolle gespielt haben, aber schon vor Längerem weggezogen sind oder sich zurückgezogen haben. Den Anfang macht in dieser Ausgabe Schwester Alvita Danner, die 37 Jahre lang an der Geisenfelder Volksschule wirkte.

Als "Urgestein des Fachbereichs" und "lebende Institution" wurde sie 2002 anlässlich ihrer Verabschiedung aus dem Schuldienst vom damaligen Schulamtsdirektor Vitus Schwärzer bezeichnet. Nicht ohne Grund. Seit 1966 war die Frau im Habit, die dem Orden der Armen Schulschwestern angehört, an der Volksschule tätig - erst in der alten Mädchenschule im heutigen Einrichtungshaus Weiß, dann ab 1973 in der neuen "koedukativen Grund- und Hauptschule", in der nunmehr auch "junge Lauser" zur Klassengemeinschaft gehörten. Was sie tut, tut sie "mit übergroßem Herzen" wie es seitens vieler Wegbegleiter heißt. Denn ihr Credo lautet bis heute: "Kein Kind ist bösartig. In jedem steckt etwas Gutes".

Nicht nur dass Charlotte Danner (so ihr bürgerlicher Name) 37 Jahre lang in Geisenfeld unterrichtete, ist schon rekordverdächtig. Dass sie 30 Jahre lang fortlaufend eine 9. Klasse zum Quali in Textilarbeit geführt hat, dies war dem Dienstherrn sogar eine Urkunde wert. Die Lehrerin für Handarbeit und Werken hatte 1976 ihr drittes Staatsexamen in katholischer Theologie absolviert und fortan die Stufen 7/8/9 im Fach Religion unterrichtet. Daher auch ihr damaliger Abschiedswunsch, humorig, wie man sie bis heute kennt: "Vergesst's den Herrgott ned ganz, sonst hob i umsonst g'arbeit".

Doch hat sie nicht nur "g'arbeit" sondern sich auch in ihrer Freizeit sozial engagiert. Man kennt sie als Gründerin der Missions-Bastelgruppe, bei deren Märkten zugunsten von Sr. Antonia und ihrer Schule in San Javier (Argentinien) sie umringt ist von Menschen, die ihre Nähe suchen. Auf einen Ratsch, eine Umarmung, einen Rat unter Freunden.

Die mittlerweile im Freisinger Schwesternheim St. Klara wohnende Ordensfrau hat als echtes Münchner Kindl in den Kriegsjahren "so viel erlebt, ich könnt ein Buch darüber schreiben". Fünf Mal haben sie und ihre Familie alles verloren, einmal waren sie verschüttet und auch sonst ist das Leben nicht gerade sanft mit ihr umgegangen. Etliche Operationen musste sie über sich ergehen lassen. "Wenns der Herrgott so will", kommentiert sie das Erlebte. Es ist ihr tief verwurzelter Glaube, der ihr immer wieder Kraft gibt. Den mit 16 Jahren gefassten Beschluss, die Ordensgelübde abzulegen, hat sie "nie bereut" und inzwischen ihr 65-jähriges Professjubiläum gefeiert.

Zum Gespräch mit der Heimatzeitung kommt die 87-Jährige etwas außer Atem ans Telefon. Es ist heiß und sie hat gerade ihren nachmittäglichen Dienst an der Pforte hinter sich gebracht. Denn wer geglaubt haben sollte, die rührige Seniorin setze sich so einfach zur Ruhe, der irrt. "Ich brauch zwar zum Hatschen einen Rollator und sehe schlecht, aber mein Kopf ist, dem Herrgott sei Dank, noch klar", meint sie lachend. Rentnerdasein? Fehlanzeige. Stattdessen tut Schwester Alvita das, was sie schon in Geisenfeld für die Pfarrei getan hat: sie hilft bei der Vorbereitung von Taufen, Erstkommunion und Firmung mit, führt Gespräche mit Eltern und schreibt seit 17 Jahren den hauseigenen Kirchenanzeiger. "Nebenbei" wirkt sie beim Gestalten der Kommunionkerzen mit, und auch die Kinderbibeltage stehen auf ihrer To-Do-Liste - im Team versteht sich.

Geisenfeld und seine Menschen vermisst sie. "Die waren so gradraus und ehrlich", verrät sie auch gleich warum. Und deshalb freut sie sich über jedes Wiedersehen.

Was die Zukunft angeht, sei sie "planlos", erklärt sie schlicht. Sie werde halt einfach so lange mit dem weitermachen, was sie tut, wie es ihr Gesundheitszustand möglich mache. "Und der liebe Gott wie bisher hilft, dass es weiter geht". Den Tod, so betont sie, "fürcht ich nicht". Der Glaube an Jesus trage "im Leben wie im Sterben", so ihre abschließende Botschaft.

Maggie Zurek