Steinkirchen
Barfuß mit viel Rhythmus im Blut

Schlagzeugerin Ramona Breitsameter gibt bei "de Stoakirchana" den Takt an

28.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:21 Uhr
Ramona Breitsameter gibt seit 2011 bei "de Stoakirchana" am Schlagzeug den Takt für die gesamte Kapelle vor. −Foto: Steininger

Steinkirchen (PK) Wenn die Damen und Herren der Steinkirchener Blasmusikkapelle "de Stoakirchana" die Bühne für ihren Auftritt vorbereiten, dann werden ziemlich in der Mitte und weit vorne eine große Trommel, eine kleine Trommel und ein Becken platziert. Das ist der Arbeitsplatz von Ramona Breitsameter, Herrin über Trommeln, Fußmaschine, Becken und Schlagzeugstöcke - und damit in Musikerkreisen eine seltene Erscheinung. Schließlich ist das Schlagzeug meist eine Männerdomäne.

Ramona Breitsameter wurde 1992 in Aichach geboren, besuchte die Realschule in Weichs, die sie mit der Mittleren Reife abschloss. Seit fünf Jahren arbeitet sie als Disponentin bei der Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG in Hohenkammer. Sie stammt aus einem bäuerlichen Betrieb und hat mit Verena (28) und Bettina (30) zwei Schwestern, von denen letztere Gesangssolistin und Duettpartnerin von Dirigent Stefan Bachl bei der Steinkirchener Blasmusik ist.

Die Initialzündung für ihre Karriere als Drummerin geschah bei einer Musikstunde in der Realschule, als ihre Musiklehrerin sie anregte, sich doch mal hinters Schlagzeug zu setzen. "Offenbar habe ich mich nicht allzu blöd angestellt, und schon hatte ich den Job", erinnert sich Breitsameter. Dabei kam ihr zugute, dass sie schon seit der dritten Schulklasse im Akkordeonunterricht gelernt hatte, die linke und die rechte Hand völlig unterschiedlich zu gebrauchen. Das erleichterte den Übergang zu allen vier Extremitäten, die man am Schlagzeug zu koordinieren hat. Ihre Fertigkeiten konnte sie in einigen Schul- und Kirchenkonzerten weiterentwickeln, bis sie Sigrid Daumiller-Kroll, Musiklehrerin und Dirigentin, zu der Langenpettenbacher Musikkapelle holte. Seit dem Jahr 2011 aber spielt Breitsameter mit "de Stoakirchana".

Nun ist ein Schlagzeug eine komplexe Angelegenheit, Begriffe wie "Snare", "Hihat" oder "Tomtom", außerdem Felle, Fußmaschine, Besen und "Sticks" und alles in unzähligen Varianten erfordern eine gewisse Auseinandersetzung mit der Materie. "Das lernt man mit der Zeit, außerdem gibt es Workshops oder man orientiert sich an den Profis, zum Beispiel, wie deren Becken klingen. Mir muss einfach der Klang gefallen, aber da hat ein jeder eine eigene Meinung, auch innerhalb der Kapelle", sagt Ramona Breitsameter lachend. Jedenfalls unterscheiden sich die Becken oft gravierend, schwingen länger oder kürzer nach, klingen weicher oder härter und sind unterschiedlich groß. Für die bayerisch-böhmische Blasmusik, eine Domäne der "Stoakirchana", reicht ein Becken. Nicht aber beispielsweise auf Hochzeiten, bei denen die Kapelle in kleinerer Besetzung ein gänzlich anderes Repertoire spielt, quer durch die gängige Schlagerwelt. Da geht es beim Equipment "in die Vollen", sagt Breitsameter. Das wäre auch der Fall bei Rock- und Hardrock, einer Musikrichtung, die sie nebenher schon gerne spielen würde, betont die Drummerin und schwärmt von Gruppen wie "Iron Maiden" oder "Guns N' Roses". Wer sie schon einmal bei ihrem Schlagzeug-Solo in Franz Bummerls "Der Lieblingstrommler" zusammen mit "de Stoakirchana" erlebt hat, traut ihr das durchaus zu. Das wäre auch ihr Traum: zusammen mit einer Rockband auf großer Bühne vor großem Publikum aufzutreten. Aber auch die Auftritte mir "de Stoakirchana" genießt sie: "Ein super Haufen, eine harmonische Truppe, mit der das Musikmachen einfach Spaß macht. Und das sieht man uns auch an", schwärmt Ramona.

Zu ihren schönsten Auftritten bisher zählen die Konzerte im Markus-Wasmeier-Freilichtmuseum in Schliersee und das Bennofest vor der Münchener Frauenkirche am Marienplatz. "Das Schlagzeug per Münchner S-Bahn zu transportieren, war schon aufregend", sagt Bennofest wieder lachend, eine Wesensart, die sie kennzeichnet. Wie auch die markanten Grübchen, die ihre Wangen beim Lachen bilden oder ihre Eigenart, barfüssig hinter dem Schlagzeug zu sitzen, "des besseren Spielgefühls wegen".

Damals aber, als sie mit dem Schlagzeugspielen begann, "habe ich fünf Jahre lang Überzeugungsarbeit leisten müssen, bis ich von meinen Eltern ein eigenes Drumset bekam", sagt sie. Heute teilen ihre Eltern ihre Freude an der Musik und sind stolz auf ihre Tochter. Die aber braucht schon mal eine Auszeit: Im September dieses Jahres wandert sie mit ihrem Freund 16 Tage lang zu Fuß von Villach in Kärnten bis nach Triest an der Adria.

Voll des Lobes ist Stefan Bachl, Dirigent der Steinkirchener Blasmusik: "Man trifft selten auf eine Person am Schlagzeug, die soviel Gefühl und Empathie in die Musik einbringt. Sie spielt ein feines Schlagzeug mit der und nicht gegen die Kapelle, äußert auch schon mal eine eigene Meinung, wenn es um die Qualität der Musik geht, ohne sich in den Mittelpunkt zu stellen." Breitsameter wäre nur schwer ersetzbar, sagt er, denn sie passe auch menschlich gut in die Kapelle, "die über die Musik hinaus einen echten Freundeskreis bildet".

Hans Steininger