Von Alexander Kain
Münchner Notizen: Die Bayern-Kolumne

30.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:10 Uhr

Was lange währt, wird endlich gut. Möchte man meinen. Jedenfalls macht sich unter den hiesigen Infrastrukturpolitikern Hippeligkeit breit, ein bisschen so wie vor Weihnachten. Der Grund: Nach Jahrzehnten, in denen geplant, gestritten, geklagt und gebaut worden ist, soll noch im September endlich ein nicht ganz unwesentliches (wenngleich recht umstrittenes) Teilstück der A94 dem Verkehr übergeben werden.

440 Millionen Euro hat der neue Streckenabschnitt zwischen Pastetten bei Erding und Heldenstein bei Mühldorf am Inn gekostet, der sich nun durchs Isental schneidet. Immerhin verkürzt sich so die Fahrzeit von München nach Bad Füssing auf rund anderthalb Stunden. Geplant wurde die A94 allerdings nicht, um den Münchnern zu ermöglichen, schneller ins niederbayerische Thermenland und an die dortigen Golfplätze zu kommen, sondern schon als vollwertige Autobahn zwischen München und Passau. Bis dorthin soll die Fahrt nur eine halbe Stunde länger dauern - sobald die A94 bei Pocking einmal ihren Anschluss an die A3 bekommen hat. Allerdings wird es mit dieser halben Stunde unter den gegenwärtigen Bedingungen tendenziell eher nichts - weil auf der Autobahn von München nach Passau künftig die sinnbefreiteste Grenzkontrolle Deutschlands liegt.

Das muss man sich mal vorstellen: Statt an der A3 direkt an der österreichischen Grenze zu kontrollieren, wurde die Kontrollstelle so weit ins Inland verlagert, dass sogar die erste Autobahnausfahrt noch vorher kommt. Wer also Hundewelpen aus Osteuropa einschmuggeln und sich dabei nicht erwischen lassen will, der fährt bei Pocking einfach vor der Kontrollstelle ab. Dem Vernehmen nach soll sich diese Gelegenheit schon bis Rumänien, Bulgarien und Georgien herumgesprochen haben. Alle übrigen Fahrer reihen sich einfach in den Kontrollstau ein, der künftig durch den Verkehr der A94 noch verlängert wird.

Schon blöd: Da baut man für viele Millionen die A94 - und dann steht man in einer Grenzkontrolle und vertrödelt die gewonnene Zeit wieder. Die Kontrollstelle macht jedenfalls so viel Sinn wie etwa eine Grenzkontrolle an der A3 vor Nürnberg, auf der A92 vor München oder an der A9 zwischen Manching und Ingolstadt. Dort würde man sicher kaum weniger Hundewelpen aufgreifen. Doch weder CSU-Bundesinnenminister Horst Seehofer, zuständig für bundesdeutsche Grenzsicherung, noch CSU-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, zuständig für Autobahnen und damit baulich für die Kontrollstelle, haben es im Kreuz, die Kontrolle zu verlegen - oder sie gleich ganz bleiben zu lassen. "Intelligente Kontrollen" fordert jetzt immerhin Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Man darf misstrauisch bleiben - denn Schilda ist in Bayern halt überall.