Neuburg
Keine wilde "Sabine"

Das Orkantief verschont den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen - Ab heute wieder Unterricht

10.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:31 Uhr
Umgestürzte Bäume, verlassene Bahnsteige, Kindertagesstätten und Schulhöfe - für etwas Wirbel sorgte der Orkan "Sabine" auch in Neuburg und Umgebung. −Foto: Hammerl/Schmitt/Zinner

Neuburg - "Sabine" hat den Kreis Neuburg-Schrobenhausen zwar ein wenig durchgerüttelt, aber so schlimm wie teilweise befürchtet, wurde es dann doch nicht.

Die Polizei vermeldete zwischen 3 und 7 Uhr mehrere Unfälle durch umgestürzte Bäume, auch die Feuerwehr musste zigfach ausrücken. Ab heute findet der Unterricht an den Schulen wieder statt.

Insgesamt 60 Einsätze haben etwa 500 Feuerwehrleute aus dem Landkreis bis gestern Nachmittag laut Landratsamt abgearbeitet. Dachrinnen hätten sich gelöst, Kamine gelockert, Bäume seien umgefallen, berichtete Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier auf Anfrage unserer Zeitung. Drei Verkehrsunfälle seien durch umgestürzte Bäume ausgelöst worden, eine Person wurde dabei leicht verletzt. Eigens vorbereitet habe man sich für den Sturm nicht, sagte er. Einige Kameraden hätten am Wochenende aber vorsichtshalber neue Gerätschaften getestet. "Wir nehmen es so, wie es kommt. "

Auch der Kreisbauhof sei mit 20 Mitarbeitern im Landkreis unterwegs gewesen, erklärte Landratsamtssprecherin Sabine Gooss am Nachmittag. Die Arbeiter hätten insbesondere Straßen kontrolliert und gesperrt sowie Umleitungsschilder aufgestellt. Mehrere Sperren sind bereits im Lauf des Tages wieder aufgehoben worden. Unter anderem die Kreisstraße zwischen Haselbach und Weidorf war lange Zeit dicht - wegen umgestürzter Bäume und Telefonmasten. Die Kreisstraße ND26 zwischen Oberhausen und Sinning sowie die Staatsstraße 2050 zwischen Sinning und Leidling sind allerdings vorerst weiterhin gesperrt, ebenso wie die Verbindung von Niederarnbach nach Hohenwart. Auch der Waldkindergarten in Bergheim wird nach Mitteilung der Gemeinde bis Mittwoch geschlossen bleiben.

Nur wenige bis gar keine Schüler waren in den auf Notbetrieb eingestellten Schulen im Kreisgebiet anzutreffen, der Bahnhof in Neuburg war wie leer gefegt, nachdem der Schienenverkehr eingestellt worden war. Der Soldat Thomas Nowak saß am Vormittag wartend auf einer Bank im fast leeren Bahnhofsgebäude. "Ich bin schon seit vier Stunden hier", sagte er um 9.30 Uhr. Sein Dienst in Ingolstadt hätte um 7 Uhr beginnen sollen. Die Smartphone-App der Deutschen Bahn habe ihm geraten, auf den Bus umzusteigen, berichtete Nowak. Der fahre jedoch auch nicht. Ein Bekannter, der neben ihm saß und zur Arbeit nach Manching musste, sagte: "Ich habe schon ein Taxi gerufen. Eventuell kommt es in einer halben Stunde. Die vor dem Bahnhof sind schon alle ausgebucht. " Die beiden Männer hofften, die Taxikosten erstattet zu bekommen. Ärztin Sophia Kucan trank unterdessen noch einen Kaffee in der Bahnhofsbäckerei und suchte auf ihrem Handy nach Möglichkeiten, noch zur Arbeit zu kommen: Sie musste nach Bad Tölz. Dort müsse wohl eine Kollegin ihre Arbeit übernehmen, sagte die Medzinerin.

In die Grundschule Neuburg-Ost sei gestern gar kein Kind gekommen, berichtete Rektor Manfred Hiebl. Die Lehrer seien bis Mittag da gewesen und haben Arbeiten erledigt. "Einen Tag Unterrichtsverlust kann man noch gut puffern", sagte Hiebl. In der Grundschule im Englischen Garten lief der Vormittag im Prinzip gleich ab. Es sei zwar ein entspannter Tag für sie und die Lehrer gewesen, gibt Schulleiterin Claudia Rischbeck zu, aber: "Eine Schule ohne Schüler ist nie schön. Es fehlt das Leben. "

Das wird sich schon heute ändern: Wie eine eigens im Landkreis eingerichtete Koordinierungsgruppe gestern Nachmittag bekannt gab, findet der Unterricht heute nach der eintägigen Zwangspause wieder regulär statt. Davon betroffen sind, wie bereits vom Ausfall, sämtliche Bildungseinrichtungen im Neuburg-Schrobenhausener Gebiet - also auch die weiterführenden und die beruflichen Schulen.

Die Polizei in Neuburg vermeldete gestern trotz des vergleichsweise glimpflich ablaufenden Sturmes mehrere Unfälle, die durch umgestürzte Bäume ausgelöst worden waren. So war gegen 3.40 Uhr ein 59-jähriger Mann mit seinem Auto auf der B16 in Richtung Ingolstadt unterwegs. Auf Höhe Weichering erkannte er einen großen Ast auf der Fahrbahn zu spät und streifte ihn mit der rechten Fahrzeugseite. Der Schaden am Auto liegt bei etwa 8000 Euro, die Feuerwehr Weichering beseitigte das Hindernis. Zwei Stunden später war eine 22-jährige Pkw-Fahrerin von Berg im Gau kommend in Richtung Stengelheim unterwegs, als ein durch den Sturm entwurzelter Baum auf die Fahrbahn stürzte. Die junge Frau konnte nicht mehr ausweichen und fuhr frontal gegen den Stamm. Ihr Wagen musste abgeschleppt werden, der Schaden: ebenfalls rund 8000 Euro. Gleiches widerfuhr kurz darauf einem 24-jährigen Mann aus dem Kreis Eichstätt, dem gegen 6.30 Uhr auf Höhe Bittenbrunn ein Baum vors Auto kippte. Ein Zusammenstoß war laut Polizei unvermeidlich, der Schaden liegt bei 6000 Euro. Zwischen Leidling und Sinning stieß außerdem eine 61-jährige Frau mit ihrem Auto um 6.40 Uhr gegen einen umgefallenen Baum. Der Schaden an dem Fahrzeug: 5000 Euro.

Ein großer Dank an die Einsatzkräfte kam von Landrat Peter von der Grün. "Unsere Feuerwehrfrauen und -männer leisten Beachtliches. Ich danke ihnen für ihren Einsatz, denn sie helfen bei der Beseitigung von Sturmschäden und tragen damit erheblich zur Sicherheit unserer Landkreisbürger bei", erklärte er.

DK


Christine Zinner, Marco Schneider