Ingolstadt
Das Schwarze Loch des Konradviertels

Vom alten Europa-Hotel blieb nur eine große Brachfläche - Investor aus Erlangen will das ab 2021 ändern

16.11.2020 | Stand 20.11.2020, 3:33 Uhr
Bald ein geschütztes Biotop? Das frühere Hotelgrundstück an der Haenlinstraße. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Für die Astronomen ist das Schwarze Loch ein gängiger Begriff.

Schwarze Löcher, lehrt uns Wikipedia, können entstehen, wenn ein Stern einer bestimmten Größe seinen gesamten "Brennstoff" verbraucht hat und kollabiert. Im Konradviertel hat ein einstmals spektakuläres gläsernes Bauwerk eines einstmals sehr bekannten Architekten - das frühere Europa-Hotel an der Haenlinstraße - nach seinem Abriss nur eine große wuchernde Mulde hinterlassen - und viele Fragen bei den Anwohnern.

Kaum eine Sitzung des Bezirksausschusses Nordost, bei der nicht nachgefragt wird, was auf diesem Grundstück passiert beziehungsweise, warum dort außer wechselnden Bautafeln gar nichts passiert. Immerhin liegt die Brachfläche in einem dicht besiedelten Viertel mit Wohnblocks auf allen Seiten. Für die älteren unter den Nachbarn hat dieser Ort eine ganz besondere Geschichte, denn das vom jahrelang sehr erfolgreichen Architekten Johann Lang gebaute Europa-Hotel galt mit seinem gläsernen Pavillon als hochmodern. Das Objekt wurde jedoch als Teil eines Konkurses verkauft und kam in den 60er und 70er Jahren in verschiedene Hände. Lang selbst und seine Tochter Christel wurden 1966 ermordet, ein Verbrechen, das die Schanzer Bevölkerung wochenlang in Atem hielt.

Im Bezirksausschuss Nordost wurde das Hotelgrundstück mit seinem wie ein Mahnmal wirkenden Glaspavillon nach und nach zum Dauerthema. Und als das Relikt aus der Ära Lang abgerissen war, verkündete eine große Bautafel ein demnächst hier geplantes Objekt mit 285 Eigentumswohnungen. "Was passiert mit dem ehemaligen Europa-Hotel in der Haenlinstraße? Uns erzählt keiner was", klagte im April 2016 Ausschussmitglied Josef Wittmann, "wir wissen gar nix. " Da hatte sich viel Frust über die Informationspolitik der Stadtverwaltung angesammelt.

Zwei Jahre später sollte es in Richtung Studenten- und Businessapartments gehen, wie den Stadtteilpolitikern mitgeteilt wurde. 236 Einheiten plus Kita und doppelgeschossige Tiefgarage lautete die ehrgeizige Vorgabe der Engelhardt-Unternehmensgruppe aus Erlangen. Baubeginn sollte im Herbst 2018 sein. Aus Sicht der Stadt ist dieses Projekt, auch wenn sich auf der Baugrube seither noch nichts getan hat, weiterhin aktuell, sagte Ulrike Wittmann-Brand auf Anfrage, die Chefin des Stadtplanungsamtes.

Ungeachtet seiner schweren Geburt hat das Kind, das im Nordostviertel nun endlich zur Welt kommen soll, schon seinen Namen: "Donau Side. Studio Apartments" - so nennt die Erlanger Engelhardt Real Estate Group auf ihrer Homepage das Projekt. "Ingolstadt", so heißt es dort, "als ein Top-Wirtschaftsstandort in Deutschland und die geplante Verdoppelung der Studentenzahlen vor Ort machen die Stadt für unser Konzept des zeitlich begrenzten Wohnens im Business- und studentischen Bereich zu einem 1A-Standort. "

Das Unternehmen verspricht neben 243 voll möblierten Apartments 200 Parkplätze, dazu einige Gemeinschaftsräume wie Fitnesslounge, Washinglounge und Co-Working-Space. "Die Ausschreibungsergebnisse sind alle da", versicherte Uwe Seybert dem DK auf Anfrage. Er ist stellvertretender Geschäftsleiter bei Engelhardt. "So wie es aussieht, ist im ersten Halbjahr 2021 mit dem Baubeginn zu rechnen. "

DK