Ingolstadt
Grün statt Beton

Vorstoß zu Renaturierung des Weinzierl-Geländes - Stadt spricht mit Firma TBI über möglichen Wegzug

29.01.2021 | Stand 03.02.2021, 3:33 Uhr
Betonwerk am Donau-Südufer: Die Umsiedelung der Firma TBI gilt als Voraussetzung für die angestrebte Renaturierung des Weinzierl-Geländes. Die Verwaltung hat diese Option mehrfach geprüft und will bald wieder auf die Unternehmensführung zugehen. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Es wäre sicher die am schönsten gelegene Beamtenfachakademie Bayerns geworden - vielleicht sogar Europas.

1990 freuten sich viele Ingolstädter auf die Ansiedlung einer hotelähnlichen Zweigstelle der Bayerischen Verwaltungsschule München in ihrer Stadt. Das Fortbildungszentrum werde direkt am Südufer der Donau entstehen, berichtete der DK: auf dem Weinzierl-Gelände. Natur- und zugleich stadtnah. Ein 1a-Standort. Beste Aussichten. Die angehenden Verwaltungsfachkräfte hätten hier nett entlangwandeln können. Aber daraus wurde nichts.

"Ingolstadt ausgebootet", meldete der DK am 14. Februar 1992. Eichstätt hatte den Zuschlag für die Verwaltungsschule bekommen. Dort ist es auch schön. Und von der Altmühl droht weniger Hochwassergefahr als von der Donau bei Ingolstadt; die exponierte Lage des Weinzierl-Geländes direkt am Wasser hatte bei der Entscheidung eine Rolle gespielt.

Es erwies sich daher als voreilig, als sich der Stadtentwicklungsausschuss Mitte Juni 1999 für die Bebauung der Fläche aussprach - kurz nach dem dramatischen Pfingsthochwasser. 300 Wohnungen "für den gehobenen Bedarf" wollte die städtische IFG am Ufer errichten - "in geständerter Bauweise", damit es den Eigentümern der kostbaren Immobilien nicht nass reingeht. Ein städtebaulicher Wettbewerb lief. Doch auch dieser Plan scheiterte; das Hochwasserrisiko ist zu groß.

Heute steht auf dem Gelände recht einsam die Produktionsstätte von Transportbeton Ingolstadt (TBI). Die Firma ist aus der "Donau-Kies-Baggerei Ingolstadt" hervorgegangen, die Sebastian Weinzierl 1898 gegründet hatte; daher der Name (siehe die Historie im Kasten). Ansätze, das Areal zu renaturieren und TBI mit einem guten Angebot zum Wegzug zu bewegen, gab es immer wieder; aber alles blieb, wie es ist.

Jetzt wird ein neuer Versuch gestartet: Auf Antrag der FW (aus dem Jahr 2018), der SPD (2019) und der Grünen (2020) befasst sich das Stadtplanungsamt wieder mit der möglichen Absiedelung von TBI und der Renaturierung des Areals. Am Donnerstag, 4. Februar, Beginn 16 Uhr, spricht der Stadtentwicklungsausschuss darüber.

Die Umsiedelung des Betonwerks sei "schon mehrmals geprüft worden", weitere Gespräche mit dem Unternehmen sollen bald stattfinden, schreibt das Amt. "Aufgrund der zentralen Lage des Areals und der Nähe zur Innenstadt wird von Seiten der Verwaltung grundsätzlich die Umsiedlung der TBI sowie Renaturierung und dauerhafte Integration des Geländes in das Stadtgefüge angestrebt. " Der nächste Planungsschritt ist der "Grundsatzbeschluss zur Entwicklung eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes für das Weinzierl-Gelände". Es gehört zu einem großen Teil - 13800 Quadratmeter - der Stadt.

In den 2010er-Jahren wurde nach privaten Anfragen die Ansiedlung eines Baumhaus-Hotels oder eines Beherbergungsbetriebs anderen Typs auf dem Weinzierl-Areal geprüft. Doch "aus wasserrechtlicher Sicht ist eine solche Maßnahme grundsätzlich nicht genehmigungsfähig", stellt die Behörde fest.

Die Grünen-Fraktion schlägt dennoch vor, zu prüfen, ob auf dem Areal eine Jugendherberge errichtet werden könne; der Standort im Kavalier Zweibrücken soll, wie berichtet, aufgegeben werden, ein neuer wird noch gesucht. Die Verwaltung, heißt es im Antrag der Grünen, möge "eine verstärkte ökologische Nutzung des Grundstücks verfolgen". Leitgedanke und Zielstellung "sollen ein durchgängiges Auwald-Band bis zur Stadtmitte sowie die vollständige Öffnung des Entwässerungsgrabens auf dem Weinzierl-Gelände sein". Ingolstadt "soll noch mehr ergrünen". Die Verwaltung solle zudem "TBI bei der Suche nach einem Ausgleichsgrundstück in Richtung Donaumoos unterstützen".

Das sieht die SPD-Fraktion ähnlich. Sie weist darauf hin, dass die Firma "ein nicht unbedeutender Gewerbesteuerzahler in Ingolstadt" sei, den man nicht verlieren wolle. Das Gelände an der südlichen Staustufe sei "einerseits ein Juwel, andererseits ein städtebaulicher Schandfleck". Deshalb müsse endlich etwas geschehen.

DK